Prunksitzung |
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aufgezeichnet von Hermann Bremser und Manfred Link
Die Fastnachtsveranstaltungen der "Schwarzen Elf" - so hießen wir damals eigentlich noch gar nicht - waren längst Verpflichtung geworden. Mit unseren Prunksitzungen seit 1960 anfangs bescheiden Narrenabende genannt hatten wir in Pfarr und Stadtgemeinde eine nicht erwartete Resonanz gefunden. Schon schlichen sich in kleinmütige Seelen (wie die des Präsidenten) leise Zweifel ein, ob wir karnevalistischen Ansprüchen auf Dauer genügen könnten. Aber die Kartennachfrage verdrängte bald solcherlei Bedenken. Kein Problem auch, immer wieder neue "närrische Gesichter" aus der pfarrgemeindlichen Reserve auf die Bühne zu bringen, wie in diesem Jahr das kesse "Schulmädchen" Rosel Busse.
Die 64er Prunksitzung setzte neue Maßstäbe. Erstmals trat ein Geistlicher in die Isenburger Bütt. Pfarrer Bachus natürlich, unser geistlicher und närrischer Ziehvater. Als "Schwarzer Kater" wie sinnig las er seinen Schäfchen die Leviten. "Es waren nicht immer Samtpfötchen, mit denen der Kater Fridolin um sich schlug, er konnte auch die Krallen zeigen", und "mit Geist und Humor" las man damals in den Zeitungen. Karl Reinhardt präsentierte wieder sein Protokoll mit Pfiff. Wolfgang Münch und seine Margrit sangen sich mit Operettenmelodien in die Herzen der Zuschauer hinein und wurden von Frau Treut am Klavier temperamentvoll begleitet. Als kleine "Ernst Neger" taten sich der unvergessene Kaplan Rudolf Roth, Richard Bähr und unser Opernsänger Erhard Weis hervor. So viel Lied! Gott Jokus! Wird sich damals der gerade erst in Isenburg warm gewordene Pfarrer Oswald Klein, unser Ossi, darüber gefreut haben!
Und ..... eine Tanzgarde hatte sich gebildet. 11 Mädchen waren unserem vorjährigen Ruf gefolgt, tanzten und wurden freudig aufgenommen. Hans Ganß, einer unserer fleißigsten "Kommiteter" der Anfangsjahre, hatte die Truppe übernommen und selbst den Gardetanz mit den Girls einstudiert. Den Showtanz, "Firehouse Hulli Gully", hatte die Frankfurter Ballettmeisterin, Frau Martens, übernommen. Zwar war das noch nicht der große Durchbruch, doch hatte da wohl die damals noch so unvollkommene Tonbandtechnik ein gerüttelt Maß Schuld; uns fehlte noch das "Hohner Instrument". Der Anfang einer glanzvollen Entwicklung unserer Tanzgarde aber war gemacht. In memoriam hier die Namen unserer elf ersten Gardemädchen: Barbara Muchalowski, die Kommandeuse mit der langen Feder am Hut, Irmgard Bähr, Elli Dengler, Irmgard Fuchs, Antonie Hagemeier, Anneliese Janowski, Irene Janowski, Ingrid Köhler, Sigrid Mayer, Else Metzler und Helmi Müller.
"Ein karnevalistischer Genuss" schrieb die Frankfurter Rundschau und meinte den Werner Koch mit seinem Vortrag als "Jeanche". Recht hat die FR gehabt, damals. Die Geschwister Köhler, Ingrid, die so charmant lächeln konnte, und der Gerhard, sangen selbstgetextete Schlagermelodien und schließlich die Mainzer Clubsänger. Inzwischen vom traditionellen MCC gelöst, boten sie ihre hohe Gesangskunst und ihr karnevalistisches Spiel auch uns an und begeisterten. Gast war auch der "Natostreiter" Wolfgang Sorge von den Goldsteiner Schlüppcher.
Ach! Den Willi Gehrling hätten wir fast vergessen! Der kam als geplagter Ehemann und schickte einen Stoßseufzer zum Himmel: "O Gott, lass uns Samstags wieder schaffe!"
Mag sein, dass er mit diesem Vortrag den Grundstein zu einer späteren Diakonie legte, jedenfalls darf er heute außer an Samstagen auch noch an Sonntagen arbeiten, eben als Diakon.
Ja der Willi! Wie oft er uns mit seinen karnevalistischen Vorträgen, Show und Musiknummern Freude gemacht hat! Über all die Jahre hinweg ist er unser Mann geblieben. Seinen herzlichen und herzhaften Humor, seine liebenswürdige und einnehmende Lebensart sowie seine froh-sinnige Natur, die die innenwohnende Freundlichkeit nach außen sichtbar werden lässt und auf christlichem Fundament ruht, haben wir und unsere Gäste immer wieder mit Freuden registriert. Köstlich sein Zwiegespräch mit Hildegard Stahlhacke, jene aus dem Geschlecht der Dül-ler, im Jahre 1968. Was die beiden aus ihrer Ehe erzählten löste Lachsalven en gros aus. Donnernder Beifall war der Lohn. absolute Spit-ze sein "Opa" 1972. Anders als Willi, hat sich "Prunkstück" Hildegard leider zurückgezogen. Gott Jokus sei's geklagt! Hei, wenn die agierte! Rhetorisch perfekt hat sie mit dem Gespür kar-nevalistischer Urgewächse in großartigen Auftritten, mehrfach auch gemeinsam mit Willi, un-sere Gäste und uns vom Elferrat begeistert. In bester Erinnerung, Hildegard, die Du, wie Willi, nie das Lachen aus dem vornehm ausgedrückt Antlitz verlierst, Dein Auftritt mit Schwester Lu-cia, dem Riesenbaby im Kinderwagen, und Du mit dem Kehrvers: "Ach! Was sin klaane Kinner schee!"
Prunkstücke im Karneval, Hildegard Stahlhacke und Willi Gehrling. Schön, solche Frohnaturen in unserem Kreis zu wissen.