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Vereins-Chronik 1962

Hermann Bremser wird Präsident  

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aufgezeichnet von Hermann Bremser und Manfred Link

 

In diesem Jahr übernahm Hermann Bremser das Zepter des närrischen Ministerpräsidenten. Werner Koch wechselte in die von ihm so sehr geliebte "Bütt".
Im Elferrat neue Namen, neue Ideen. Neben Hermann Bremser verblieben in närrischer Ge-meinschaft Richard Bähr, Heini Janovski, Rudolf Reindl, Paul Schmidt und Erhard Weis. Die "Neu-en" waren Hubert Brand, Wolfgang Münch, Fritz Probst, Karl Prömper und Karl Reinhardt. Eine neue Ära begann. Aus der pfarrlichen Isoliertheit, dem Dornröschenschloss, hieß es hinauszutreten in die große närrische Gemeinschaft der Isenbur-ger karnevaltreibenden Vereine. Dank Werner Koch hatten die Sitzungen einen Zuschnitt be-kommen, der überpfarrlichen Ansprüchen gerecht wurde. Ein Hobby wurde Verpflichtung. Isenburg hatte einen weiteren gro-ßen Mosaik-stein in das schöne Bild des Frohsinns eingesetzt. Und seither mussten wir diesen Stein mit aller Sorg-falt und Liebe pflegen, um seinen hohen Glanz, sein Glitzern zu bewahren. Der verstor-bene Bürger-meister Lud-wig Arnoul, ein engagierter Freund der Isenburger Fastnacht, hat uns einmal diese freundlichen Worte gewid-met:
"Es ist bekannt, dass gerade dieser Ministerrat es versteht, dem närrischen Volke Freude und Froh-sinn in echt humorvoller Art zu servieren. Man kann sagen, dass in unserer Stadt dem Karneval ohne die Schwarze Elf etwas fehlen würde. Da-rum ist es mir ein Herzensbedürfnis, dem närri-schen Ministerium, allen seinen Helferinnen und Helfern für ihre in der Vergangenheit geleisteten Beiträge Dank zu sagen. Gerade ihre Veranstal-tungen trugen dazu bei, das närrische Treiben in unserer Stadt zu beleben...".
Plötzlich den Kinderschuhen entwachsen, such-ten wir nach Gott Jokus gefälligeren Narrenstie-feln, die dem närrischen "Kostüm" der Schwarzen Elf angemessener wären. Und wir wurden fündig. Neue, kreative Kräfte zogen 1962 in den Elferrat ein. Vier von diesen sollen unseren Lesern nach-stehend vorgestellt werden. Greifen wir einmal den Wolfgang Münch heraus. Ungemein vielseitig war der, allround-begabt. Singend, musizierend, dirigierend, komponierend, präsidierend, dichtend, spielend, Regie führend, Vortragskünstler, - er war ein kaum erfassbarer Wertfaktor der Schwar-zen Elf. Mit Operettenmelodien, karnevalistisch zugeschnitten, hat er im Duett mit seiner char-manten Frau Margrit mehrfach die Zuhörer er-freut. Jahre später, 1974, als das Motto "Anker auf" lautete, präsentierte sich gar die ganze Fami-lie mit Shanties. Da waren also auch die beiden Söhne dabei. Erinnern Sie sich noch des seemännisch perfekten Rülp-sers des Jüngs-ten? 1966 prä-sidierte Wolf-gang. Ihm ge-lang, was bis-her einmalig war, eine Sit-zung musste der großen Nachfrage we-gen wiederholt werden. Musi-kalisch bis ins Effeff war auch Erhard Weis. Wie Wolfgang Münch trieb ihn der Beruf von uns weg. Erhard wurde Opernsänger. Seine Kunst konnten wir vielfach bewundern. Als die erste Sitzung unter das Motto "Vivat Bacchus" gestellt war, war das seine große Stunde. Nicht nur im gleichgenannten Duett mit Hermann Bremser, sondern auch mit einem im "Gott-Bacchus-Gewand" gehaltenen großartigen Vortrag ließ er schauspielerisches und rhetorisches Talent erkennen. Von ganz an-derem Holze geschnitzt ...... Also, wenn schon von Holz gesprochen wird, dann kann es sich nur um den Richard Bähr drehen. Ein Philanthrop war der, ein wahrer Sunny-Boy, aber auch ein Tau-sendsassa, ein, ein .....Urviech war der Richard. Leider ist er am 11. 11. 1982 für immer von uns gegangen. Richard war ein Mann der ersten
Pfarrer Norbert Bachus
Die Chronik der Schwarzen Elf
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Stunde. Kennen Sie den Figaro aus dem Barbier von Sevilla? "Figaro hier, Figaro da"? - An den müssen Sie denken, wenn Sie sich ein Bild von dem Richard jener Jahre machen wollen. "Richard mach' dies, Richard mach jenes!" - "Mach ich." - "Richard kannst Du .....? Richard kannst Du ... ?" -"Alles klar." Und damals war auch alles klar.
Richard war unser lebendes Notizbuch, unser Computergehirn. Dass der Richard auch eine Ka-none in der Bütt war, ist gewiss noch in guter Er-innerung. Nicht nur als Remi und Demi mit Karl Reinhardt, nein, auch als Protokoller, im Zwiege-spräch mit Hildegard Stahlhacke und mit Pfarrer Norbert Bachus in einer Vortragsnummer mit Liedeinlagen, die 1971 zum Knüller der Sitzung der Schwarzen Elf wurde. Weil wir gerade von Ri-chard sprechen...., da darf natürlich der Karl Reinhardt nicht fehlen. Der Demi zum Remi - oder umgekehrt. Ich glaube, die wussten das selbst nicht, wer eigentlich wer war. Aber was soll's auch? Der Karl wurde mit seiner heiteren Le-bensart, mit der nie erlahmenden Freude am Freude-bereiten zu einer unentbehrlichen Kraft im Karneval. Dabei vereinte er organisatorisches Geschick mit einer nie verletzenden, doch treffsi-cheren, volksnahen, aber sauberen Formulie-rungskunst. Ab 1963 fungierte er als Protokoller (der 4. in der 4. Sitzung) und behielt dieses, eine gewisse Spitzzüngigkeit und intelligente Spitzbübigkeit erfordernde, Amt bis 1965.
Karl Reinhardt verstarb am 16.6.1985.
Richard und Karl, welch ein Gespann! Große, un-vergessene, stadtbekannte Karnevalisten. Beide waren Stadtverordnete, Richard gar Stadtrat.
Aber jetzt einen Blick auf die Bühne, die der Leo Berkefeld - ein Künstler fürwahr - so phantastisch hergerichtet hat. Quasi als Ouvertüre singt der Erhard Weis den Prolog aus Bajazzo. Jürgen Fielstette (der 3. Protokoller nach Hermann Bremser und Bruno Frunzek) bringt ein geistvolles Protokoll mit Pfiff. Mit Wolfgang Walz erfreut er nochmals in einem Sketch über den Bundes-bahnkundendienst. Dann steht da ein alter Droschkenkutscher in der Bütt. - Das ist doch....? - Ja, der Georg Bedacht, ein bekannter Frankfur-ter Karnevalist. Den hat der Karl Reinhardt vermit-telt. Mit der feuchtfröhlichen Nase der Urkarneva-listen erkannten die beiden, dass wir zwar das kleine Einmaleins beherrschten, für die höhere Narrenmathematik aber doch noch eines Lehr-meisters bedürften. Und der "Schorsch" wurde unser Lehrmeister. Jetzt galt es Gleichungen mit mehreren Unbekannten zu lösen, in die Geheim-niswelt der Sphärik einzudringen und schon er-schloss sich uns die Pracht des Narrenhimmels des Gott Jokus. Es gelang uns, Freude in die Po-tenz zu erheben, zum Vergnügen unserer närri-schen Gäste.
Du aber, Georg Bedacht, alter erfahrener Drosch-kenkutscher, hab Dank!
Zurück zum Programm 1962. Der "Schorsch" trat an diesem Abend dreimal auf. Außer dem Droschkenkutscher noch als Brezelverkäufer und mit Hildegard Stahlhacke als Wirtsehepaar. Und immer erntete er tosenden Beifall. Dann sangen und spielten die Münchs nach Melodien aus der Fledermaus. Nur(?) als "Trio Pepito", die Ge-schwister Ingrid und Gerhard Köhler mit Michael Steinbach. Bernhilde Rupp, Anneliese Janowski, Ingrid Lopatka und -erneut- Ingrid Köhler (die man ob ihrer heiteren und charmanten Art gerne zweimal sah) traten als "Dolly-Molli-Sisters" auf und boten Schlagermelodien, die Wolfgang Münch arrangierte und einstudierte. Instrumental begleiteten Michael Steinbach und Gerhard Köh-ler. - Was waren wir damals noch so musikalisch!. Die "College Stompers", eine Jazzgruppe, die der 17jährige Karl-Walter Reinhardt zusammenge-stellt hatte, rissen im Finale die Zuschauer regel-recht von den Stühlen. Die Offenbach-Post schrieb, dass sie "im Sturm die Herzen der närri-schen Besucher" eroberten.
Nicht zu vergessen, dass Wolfgang Münch dem närrischen Ministerrat ein Lied schrieb, Text und Melodie, das uns den ehrenvollen Beinamen "Singender Elferrat" eintrug.
Doch ging es in jener Zeit nicht ganz ohne Gäste. Winfried Scheerbaum vom katholischen Kirchen-chor Heusenstamm kam als "Gartenzwerg". Und der hiesigen Narrengilde attraktives Hofballett bril-lierte mit Tänzen nach Operettenmelodien "Bis früh um fünfe, kleine Maus" und "Ja, das Temperament".

 

 

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