Remi & Demi |
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aufgezeichnet von Hermann Bremser und Manfred Link
Es wurde ein kurioser Beginn. Eigentlich ein dreifacher Beginn. Um 19.31 Uhr sollte die Narrensitzung beginnen. Die renommierte Tanzkapelle
"TTT Tosca Tanz Trio" kam um 19.15 Uhr. "Wir brauchen eine halbe Stunde für den Aufbau" und "Müssen wir auch einen Tusch spielen?" Der Herr Ministerpräsident soll glaubwürdigen Zeugenaussagen zufolge daraufhin Gott Jokus gelobt haben, eine Chronik der Schwarzen Elf zu schreiben. Darum also. Aber schließlich begann die Sitzung; nein, sie begann noch nicht. Erst ein Vorspiel. Einsam und im Stich gelassen der Ministerpräsident Hermann Bremser mit seinem Zeremonienmeister Wolfgang Knaus, auf der Bühne. Die Minister? Sie sind nicht da. Telefonisch werden sie herbeigerufen. Dann marschieren sie endlich ein, mit Tanzgarde. "Großartiger Einfall, voll deftigen Humors, etwas zu lang geraten", schrieb das "Blättchen" am 28.1.72.
3.Beginn: jetzt geht's los. Das Prinzenpaar, Prinz Walter I., Bauer von der Kronengasse, und Prinzessin Jutta I., Primaballerina von der Watzeburg, wird jubelnd empfangen. Zu seinen Ehren und zum optischen und künstlerischen Genuss des närrischen Publikums bot die Tanzgarde der Schwarzen Elf "nach Klängen des Radetzky Marsches einen in Rasse und Exaktheit nur noch von Profi Mädchen zu überbietenden Gardetanz" (NIAnzBl. v. 28.1.72). Angelika Obach und Ingeburg Bremser hatten den Tanz einstudiert.
Dann ein Meister seines Faches, Wolfgang Walz als Protokoller. Mit Esprit und nie verletzendem Humor glossierte er all die Geschehnisse in den Pfarreien und in der großen wie kleinen Politik. Viel Anklang und Anerkennung fanden auch der Gickel von St. Josef und der Gockel vom Heiligen Kreuz, Norbert Engl und Rudi Löhr. Eine Prachtleistung, die Hoffnung weckte, meinten und schrieben die Kritiker. Schade, dass sie nur noch einmal auftraten, 1973. Sie hätten einmal die Nachfolger von Remi und Demi, Karl Reinhardt und Richard Bähr, werden können, die auch 1972 wieder mit ihrem unverwüstlichen, kernigen Humor dabei waren. Als "Opa" erzählte Willi Gehrling feinsinniges und dieses pointenreich; vielleicht sein bester Vortrag in seiner langjährigen Narrenkarriere, in der er es immerhin bis zum Ritter des Goldenen Vlieses gebracht hat.
Mit Stolz und köstlichem Humor berichtete Klaus Reinhardt von seinem Kleinwagen, begeisterte wiederum seine unübertroffene Vortragskunst. Schließlich persiflierte Uwe Baumann als Handelsvertreter genüss und vergnüglich seine "Sparte".
Und musikalisch ging es wieder zu. Die "Sachsenhäuser Bergspatzen" waren erstmals zu Gast und überraschten das Publikum mit einer Liedreise um die Welt. Die vorgetragenen Lieder und der prächtig aufeinander abgestimmte Chor entsprachen so ganz dem Geschmack des närrischen Auditoriums. Aber mit besonderer Spannung erwartete man das Auftreten der "Bembelsänger", eine Gesangsgruppe der Chorgemeinschaft Frohsinn Sängerbund, die der Schwarzen Elf in freundschaftlicher Verbundenheit ihre Mitwirkung angeboten hatte. Klar, wo doch mit Heini Belz, Gerhard Köhler und Georg Wenzel gleich drei "Artverwandte" neben Horst Wenz, Manfred Geyer und dem Dirigenten Ernst A. Voigt mitwirkten.
Die Publikumsresonanz gab das "Blättchen" zutreffend wie folgt wieder: ".... boten sie fast im Kammermusikstil Text und Liedkompositionen, die mit hervorragend geschulten Stimmen weich und melodisch interpretiert wurden. Das war schon nicht mehr Karneval sondern blanke Kunst und passte doch so wohltuend in eine von Glanz und Flitter übertünchte Narrensitzung". Nanu ?! War der letzte Halbsatz nun Lob oder abwertende Kritik? Und um den Kreis der Gäste abzuschließen sei noch das Männerballett der "Meckerer" aus Seckbach erwähnt, die einen stürmischen Heiterkeitserfolg ernteten und wieder einmal die Sehnsucht nach Marke "Eigenbau" wachriefen. Um im Fach zu bleiben, unsere junge Tanzgarde, die sich zu einem prächtigen Ensemble gemausert hatte, begeisterte mit einem Schautanz nach der Melodie "Early Bird". Die adretten Damen rissen die Besucher zu lauten Rufen der Begeisterung hin.
Dem verdienten Karnevalisten Karl Reinhardt wurde das Goldene Vlies verleihen. Chronistisch sei festgehalten, dass die Kälte in der Narrhalla des TV 1861 viele holten sich ihren Mantel und die schlechte Bedienung die Stimmung unter den närrischen Gästen erheblic.