"Anker Auf" |
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aufgezeichnet von Hermann Bremser und Manfred Link
Anker auf" hieß das Motto unserer Narrensitzung vom 9.Februar 1974. "Anker auf" leuchtete es auch von den Plakaten, die zur großen Narrensitzung einluden. Und alle, alle kamen, darunter die Ehrengäste Stadtverordnetenvorsteher Karl Heinz Schäfer, Bürgermeister Hans Frey, 1.Stadtrat Herbert Becker, Alt Bürgermeister Ludwig Arnoul und CDU Vorsitzender Peter Spiegel. Der gesamte Klerus war in diesem Jahr aktiv und damit nicht Ehrengast.
Erstmals hatte sich die Schwarze Elf ein programmatisches Ziel gesetzt (s. oben). Entsprechend zauberten die schwarzen Hausarchitekten mit Manfred Link an der Spitze einen gewaltigen Schiffsbug auf die Narrenbühne, der der Bayreuther Festspielbühne für den "Fliegenden Hollän-der" alle Ehre gemacht hätte.
Ministerpräsident, falsch, "Kapitän" Hermann Bremser gab in launigen Versen den Tagesbefehl an seine Mannen: Richard Gerecht, Fritz Probst, Manfred Link, Franz Holick, Gottfried Schebesta, Hermann Frank, Norbert Engl, Uli Gericke, Ernst Pöschl und Ernst Betz. Die erst 1973 im Elferrat etablierten Damen Ingeburg Bremser und Angelika Obach wurden wegen der Gefahren auf hoher See für diese Kampagne mit charmanteren Aufgaben betraut. Noch vor dem Ablegen des Narrenschiffes sangen und spielten Jupp Arenz und Franz Ackermann, zwei unvergessene Karnevalisten, Stimmungslieder.
Und mit voller Kraft voraus stocherte das Schiff in der wildbewegten See herum. Es wurde eine wahrhaft vergnügliche Reise in die Narrenseligkeit. An Bord spulte sich ein vielgestaltiges Programm ab, das die bekannten "Evergreens" aus Offenbach musikalisch umrahmten. Die "Blauen Jungs" (Rudolf Reindl, Norbert und Franz Düll, Kaplan Norbert Eisert und Norbert Engl, der Vielseitige, am Schiffsklavier) sangen und spielten gewissermaßen das Introitus, ehe die Schiffsbesatzung ihre Aufgaben wahrnahm (lies: die vollen Gläser leerte). Prinz Johannes I. von Großwatzenhausen und Prinzessin Ingrid I. gaben uns die Ehre ihres Besuches. Zwei Newcomer eröffneten alsdann den fröhlichen Reigen, Albert Conrad und Rudolf Kahl als "Jan und Fietje". Ein Kinderballett mit Martina Engl (nanu, den Namen kennt man doch !?), Michaela Hudak, Juliane Ruhland und Birgit Ulrich boten nach eigenen choreografischen Einfällen den Tanz der "Seesternchen". Sie gewannen die Herzen der Traumreisenden. Wolfgang Walz, jahrelang "an Land" als Protokoller zu Lorbeeren gekommen, zitierte Skurriles und Anekdotisches aus dem Logbuch der närrischen Schifffahrt mit Humor und Geist. Hermann Frank, dieser Urprotz eines Karnevalisten, überraschte in der drolligen Maske des Seehunds "Bulli", kam auf allen Vieren und "hatte das Thema Hund bestens ausgelegt" (OP v. 12.2.74). Das Ehepaar Wolfgang und Margrit Münch hatte sich mit den inzwischen flügge gewordenen Söhnen zusammengetan und gaben als "Münch Quartett" Kostproben ihrer musikalischen und komödiantischen Fähigkeiten.
Danach kam er, der geistliche Ziehvater der Schwarzen Elf, Pfarrer Norbert Bachus. Er plauderte mit "Dammi", dem Stoff Papagei, dem Norbert Engl seine aufregende Stimme lieh. "Pointenreich und mit hintergründigem Witz" lautete das allgemeine Urteil. Der Clou des Abends sei vorweggenommen. Pfarrer Bachus feierte am 10. Februar, also ab 0.00 Uhr seinen Geburtstag. Die pfarrergewaltige Felizitas Damman, gerade von einem Brasilienaufenthalt heimgekehrt, schenkte einen leibhaftigen Papagei, der vom fußballverrückten Pfarrer sofort auf den Namen "Pele" (nicht "Dammi") getauft wurde. "Vielleicht kann er den Abstieg der Isenburger Fußballer verhindern helfen", meinte er. Das "Happy Birthday" des ganzen Hauses war ihm sicher.
Die beliebte Tanzgarde der Schwarzen Elf hatte sich neu formiert. Acht hübsche Mädchen stießen hinzu: Ulli Jäger, Ute Rothauer, Karin Gillig, Brigitte Müller, Helga Frunzek, Petra Probst, Claudia Riess und Karin Grüner. Nur Erika Zimmermann und Sibylle Rödiger waren schon voriges Jahr dabei. Sibylle, die 1984 mit dem Goldenen Vlies ausgezeichnet wurde, musste in diesem Jahr aus beruflichen Gründen pausieren. Jedenfalls tanzte die Garde einen Gardetanz (Melodie: American Patrol) und einen Schautanz (Melodie: Come on Train). Es war erstaunlich, was diese neuformierte Garde schon beim ersten Auftreten bot. Großartig und .... sooo lieb. Wir hatten noch viel Freude an dieser Garde.
Zwei Klabautermänner kamen und "kalauerten, dass es eine Freude war", schrieb das "Blättchen" am 12.2.74 über "Remi und Demi", alias Richard Bähr und Karl Reinhardt. Und wenn wir schon Reinhardt sagen, sei auch Karls Sohn Klaus, der mit der kessen Lippe, erwähnt, der von seinem Alternativurlaub in der Schweiz erzählte. Als besonderer Farbtupfer im reichhaltigen Programm des Erlebach-Großraumschiffes erwies sich die Bordfeuerwehr, die nach prächtigen Liedtexten von Felizitas Damman und Lucie Risse ihre eis-kalte Dusche direkt in die Physiognomien von Politikern, Pfarrherrn, usw., schlechthin von Männern, spritzten. Wissen Sie, wer außer den Textdichtern noch mitwirkte? Ingrid Gillner, Gertrud Haag, Hildegard Jost, Maria Puhlmann, Anni Schlicht und Ursula Thom.
Bleiben wir im pfarrhäuslichen Bereich. Da ist von der großen Klamaukschau der närrischen Hochwürden zu berichten. Großes Hallo, als die Herren Pfarrer Klein, Knapp und Bachus den Kaplan Eisert'schen Rotbarsch welch zoologisches Wundertier an der Angel hochzogen. Der Fischfang der Petrijünger in den ergiebigen Gewässern der Erlebach war noch nie so erfolgreich. Aber nicht nur die Presse monierte, dass sich die Herren Geistlichen mit den Texten schwer taten (aber welcher Geistliche predigt denn heute noch auswendig!). Leider fehlte Werner Koch, der einen Schlussakzent setzen sollte. Willi Gehrling hatte es übernommen, den fertigen Vortrag von Werner Koch in die Sitzung zu bringen und heimste dafür den Applaus des närrischen Hauses ein; natürlich, bei diesem rhetorische Talent.
Doch "Last not James", der Höhepunkt der Sitzung, der "gaudimäßige Knüller": der an diesem Abend fast überstrapazierte Kaplan Norbert Eisert tanzte mit seinen "Girls", Ernst Pöschl, Franz Holick, Erwin Hofmann, Hermann Frank und Norbert Acker ein "Seebärenballett", das in seiner männlich tapsigen Art Beifallsstürme auslöste, die das Schiff beinahe zum Sinken gebracht hätten. Die in den letzten Jahren gewachsenen Sehnsüchte waren Wirklichkeit geworden, unser Herzenswunsch in Erfüllung gegangen: Wir hatten ein eigenes
M ä n n e r b a l l e t t !
Bliebe nachzutragen, dass Werner Krause, Vorsitzender des AKVN den langjährigen Ministerpräsidenten Hermann Bremser zum Ritter des Goldenen Vlieses schlug. Er fand dazu so nette Worte, dass wir der interessierten Öffentlichkeit nur empfehlen können, an den Zeitungskiosken nach der Ausgabe der Offenbach Post vom 12.2.1974 zu fragen. Man wird ja mal fragen dürfen.