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Vereins-Chronik 1984

"Jahrmarkt"  

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aufgezeichnet von Hermann Bremser und Manfred Link

 

25 Jahre Karneval in der Schwarzen Elf ! - 25 Jahre, die geprägt waren durch hervorragende und begeisternde Narrensitzungen. Anfangs im großen Saal des Turnvereins 1861 und später in der Hugenottenhalle.

Die vorliegenden 16 Folgen unserer "Chronischen Zeiten" haben die Höhepunkte auf den Narrenbühnen in Vorträgen, Musikschaus und Tänzen in Erinnerung gerufen und die Gründe für den jahrelangen Erfolg der Sitzungen der Schwarzen Elf erkennen lassen. Mit dem Duett "Vivat Bachus" (lies: Bacchus) aus der Mozartoper "Die Entführung aus dem Serail" begann das Spektakel und mit eben diesem Bachus, damals noch Kaplan von St. Josef, heute Pfarrer von Hl. Kreuz, fand es über all die Jahre seinen Spiritus Rector... Er war quasi die Hebamme der Schwarzen Elf und fürder ihr Kindermädchen. Er hat der Schwarzen Elf den Charakter verliehen, Akzente gesetzt, die beispielhaftes Narrenspiel zeugten. Seine natürliche Humorigkeit, sein geistvoller Witz und seine menschliche Wärme haben vermocht, aus den Anfängen des Jahres 1960 bis heute eine karnevalistische Vereinigung zu formen, die den lauteren Witz ohne Häme, Aggressivität und Obszönität zu bieten imstande ist.

So, jetzt aber genug der Lobhudelei "über den Bachus". Wir wollten ja über die Narrensitzung der Schwarzen Elf berichten, die am 25. Februar 1984 in der Hugenottenhalle stattfand.

Stellen wir den amtierenden Elferrat vor: Ministerpräsident Hermann Bremser, der zum letzten Mal eine Sitzung leitete, Richard Gerecht, der nach dieser Kampagne seine Aufgaben als 1. Vorsitzender abtrat, Manfred Link, Angelika Obach, Ingeburg Bremser, Franz Holick, Erwin Hofmann, Norbert Engl, Jürgen Watzke, Hermann Frank und Horst Duhme.

Das Allegro Quartett spielte zu Programm und anschließendem Tanz. Das Prinzenpaar beehrte uns. Prinz Gerd I. und Prinzessin Uschi II; im Ge-folge der Hofmarschall Manfred Neuenroth und als Page die bildhübsche Silke Fischer, die Tochter des Prinzenpaares. Zu erwähnen bliebe noch die Gästeprominenz aus Verwaltung und Parteien, aus befreundeten Vereinen, die Geistlichkeit usw. usw. ... jedenfalls waren alle Stühle des Saales besetzt.
Also, nun zum Programm. - - - Ach, was soll's ? Dieses Jahr hat der Tagesanzeiger (lies: FNP) einen so schönen Bericht geschrieben ........

Lesen Sie doch einfach !

Viel Spaß und Freud' für alle Leut'.
Tanz, Gesang und Büttenreden bei der Schwarzen Elf.

Die Narrensitzung bei der "Schwarzen Elf" bot in der Hugenottenhalle einen bunten Jahrmarktsrummel mit viel Spaß und Humor, wobei die Akzente einmal bei den Büttenreden lagen, aber auch das Tänzerische und der Gesang nicht vergessen wurden. Dass man sich nicht scheute, die geistlichen Herren durch den Kakao zu ziehen, dass man die politischen Ereignisse in der Stadt tüchtig auf die Schippe nahm, aber nicht, bei aller Kritik, das Menschliche, Allzumenschliche vergaß, macht die Sitzungen der "Schwarzen Elf" einfach liebenswert.

Nach einem Eröffnungsspiel des Musikzuges der "Hugos" öffneten "Regisseur" Karl-Heinz Schmidt und seine "Assistenten" Rainer Just sowie Richard Kroll eine imaginäre Kiste auf der Bühne, der eine (nach eigenen Aussagen) "allerliebste Puppe" entstieg, die dann in wohlgesetzten Reimen über die bei den Menschen fehlende Liebe philosophierte ("...wir Puppen werden noch geliebt"), um dann "umzusteigen" und auf den "Jahrmarktsrummel" abzuheben, den die "Schwarze Elf" nun entfachen wollte, wobei die Regie den Sitzungspräsidenten Hermann Bremser, um ihn handelte es sich, seines "Puppenkostüms beraubte" und ihn wieder in den Präsidentenrock steckte.

Hermann Bremser, der feinsinnig und mit vielen Bonmots durch die Sitzung führte, begrüßte das närrische Publikum. Dann zog sein närrisches Ministerium sowie die Garde ein. Der Empfang des Prinzenpaares mit Hofmarschall und Page Silke entsprach fastnachtlicher Tradition, wobei Prinzessin Uschi II. und Prinz Gerd I, bemerkten, "dass Karneval bei der Schwarzen Elf immer mit Herz verbunden ist".

Die Büttenreden eröffnete der "Schwarze Michel" (Horst Duhme) als Protokoller, der zunächst eine "Presseschelte" hielt, sich aber dann doch ent-schloss, nachdem ihm sein Partner (Hermann Frank) die fünf Gebote für Protokoller (was diese nicht sagen dürfen) vorgelesen hatte, "doch nicht das Maul zu halten". Dann glossierten die beiden Michel die große Politik und schließlich ging es auch noch den Pfarrern "an den Kragen".

Umwerfend in Kostüm und Vortrag Dieter Mark als "Pippi Langstrumpf" aus dem Tuca-Tuca-Land. Die "kesse Kleine" mit den Sommersprossen hatte das Herz und den Mund auf dem rechten Fleck und nahm nicht nur Politiker und Rentner auf die Rolle, sondern zog das Publikum mit witzigen Dialogen in das Narrenspiel ein.

Das "himmlische Wesen" des Jungkarnevalisten Andreas Geier, unterstützt von Christine Giller, Waltraud Seredzun und Thomas Beiz, war ein fastnachtliches Kabinettstückchen. Seine Verbesserungsvorschläge, um "verkrustete Strukturen" aufzubrechen, waren ebenso einsame Spitze wie seine "Isenburger Chronik" oder die "Kirche 2000", in der der Computer das Sagen hat.

Den Schlusspunkt setzte Andreas Geier mit einer "Aerobic"-Schau, zu der er alle Geistlichen auf die Bühne zum Mitmachen bat, die dort fleißig moderne Gymnastik probten.
Aus Gravenbruch (St. Christoph) kam Jutta Walla, die geschliffen über die Männer plauderte und den Damen riet: "Finger weg vom schönen Mann, denn Schönheit vergeht, aber hässlich bleibt hässlich".

Als den ersten weiblichen Bundeswehrsoldaten stellte sich im Kampfanzug Beate Gerecht vor,. die seit Jahren in der Bütt steht und mit "Völker hört die Signale, verzichtet auf das letzte Gefecht", andeutete, "wo es langgeht". Als "Seewebel" und "Emanze" bot sie einen "Lagebericht" über die Bundeswehr, dass man aus dem Lachen nicht herauskam.

Klaus Reinhardt stellte sich als "letzter Redner" vor und betonte: "Ich komm als Pressechef vom Bundeshaus und lass' bei Euch die Wutz heraus". Im Stil eines Rolf Braun skizzierte er die Ereignisse aus Bonn auf seine Art und meinte: "der Kohl als Chef vom Ganze, mecht de Bär und alle annern tanze".

Die "Isenburger Sängerknaben" unter ihrem "Spiritus rector" Prof. Dr. Dieter Mark stellten sich als putzmuntere Matrosen vor und sangen zu-nächst "aufgrund besonderer Vorkommnisse ein Lied, das jedem genehm ist"- mit Maulkörben vor dem Mund blieben stumm wie Fische, legten aber dann los, "wir lassen uns das Singen nicht verbieten", und danach beschäftigten sie sich mit der Neu-Isenburger kommunalen Szene, sangen vom rot-grünen Bündnis in Hessen und anderen Ereignissen.

Geistreich, humorvoll und trotz aller kritischen Töne um Menschlichkeit bemüht, die "Zwei Norbertos" (Pfarrer Norbert Bachus und sein Amtsbruder Norbert Eisert), die als "Musical-Clowns", stimmlich hervorragend, ebenfalls kommunales Geschehen glossierten.

Glanzlichter setzten aber auch die Tanzgarde der "Schwarzen Elf" die von Ingeburg Bremser und Angelika Obach betreut wird, mit einem flotten Gardetanz sowie einem temperamentvollen Can-Can, mit dem sie auch das Finale bereicherten, das noch einmal alle Mitwirkenden - vor und hinter den Kulissen - auf der Bühne vereinte, denen Hermann Bremser, der auch seinen Rücktritt andeutete, herzlichen Dank für ihr Engagement und ihren Einsatz um die "Schwarze Elf" sagte. Tanzlustig stellte sich auch das Männerballett der "Schwarzen Elf" vor, das "seinen Schliff" ebenfalls den Damen Bremser und Obach verdankt. Elegant und grazil in der Bewegung, von "bärenhafter Anmut", tanzten die Ballettratten das "Pizzicato", das so gut ankam, dass eine Wiederholung "Ehrensache" war.


Hermann Bremser hat sich damals verabschiedet und wurde später mit dem Titel „Ehrenpräsident“ bedacht. Nachstehende Verse hat er zum Abschied „geschmiedet“ und „seinem“ Publikum gewidmet:


's sind 25 Jahr ins Land gegange,
un 20 Male war ich Präsident.
Die Zeit is reif. Da duts mir Altem lange.
Un so vernehmt mein Narrentestament.

So lang war ich dem Karneval verpflichtet
un fand Gefalle an dem Narrenspiel,
war in de Bütt un sang un hab gedichtet,
un Freude mache war mein einzig Ziel.

Wer also Freude kann un will vermitteln
un fühlt sich wohl im Präsidentensitz,
der schmücke sich mit all den Narrentiteln
un führ das Amt mit Freud, Humor un Witz.

Un wenn net immer aach die Sonne scheinte,
es war doch schön in all den Narrenjahrn.
Im Blick zurück find ich gar viele Freunde,
die ratend, helfend mir zur Seite warn.

Un dadurch is ein Freundeskreis entstande
im breiten Spektrum treuen Publikums,
von Schwarz nach Rot, von Be- und Unbekannte,
nett nur des närrischen Spektakulums.

Un allen dankt der Narr am Scheidewege.
Ihr, Schwarze Elfer, heitre Narrenschar,
dass sich die Narrensonne doch bewege,
bitt ich Gott Jokus, der mir gnädig war.

Doch nicht Adieu un Tschüss will ich euch sage.
Mein Gruß an alle Narren, Mann un Frau,
soll gleichsam Frohsinn in die Herze trage.
Der iseborjer Fassenacht: Helau.


Ich sage jedenfalls

Helau und Tschüß,
Euer
Hermann Bremser

 

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