"Airport" |
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aufgezeichnet von Manfred Link
Wer die bisherige Chronik der Schwarzen Elf verfolgt hat, der weiß, dass sich die Schwarze Elf im Laufe der Jahre mit ihren Gruppen immer mehr auch über die eigentliche Fastnachtszeit hinaus bei vielen Gelegenheiten engagiert. Sei dies bei den Pfarrfesten in Neu-Isenburg, beim Altstadtfest oder bei großen Veranstaltungen befreundeter Vereine. Das war auch im Jahre 1986 nicht anders. Ein Ereignis sei aber hier besonders erwähnt: Die "Isenburger Sängerknaben" im Blumencorso von Andrézieux-Bouthéon. Die erste Auslandsfahrt einer Gruppe der Schwarzen Elf. Geboren wurde die Idee im Kopf von Heinrich Beckemeier, Vorsitzender des Akkordeon-Clubs und engagierter Förderer der Kontakte zu den Partnerstädten in Frankreich. Der Blumencorso ist ein prachtvoller Umzug phantasievoller Motivwagen, die mit Papierblüten geschmückt sind. Die Sängerknaben wurden nach einer langen, anstrengenden Fahrt von den dortigen Honoratioren herzlichst empfangen, leisteten ihren gesanglichen Beitrag beim großen Festprogramm und wurden ungeachtet sprachlicher Unterschiede genauso frenetisch gefeiert wie in Neu-Isenburg. Beim großen Umzug konnte man sich beinahe wie beim Lumpenmontag fühlen. Ein großartiges Erlebnis, das durch die herzliche Gastfreundschaft und die überwältigende Bewirtung unvergesslich bleiben wird.
Wenn der "Michi" seinen Sommerschlaf beendet hat und aus seinem Leinensack-Quartier zurück ins Leben findet, dann herrscht Freude bei den Närrinnen und Narren der Schwarzen Elf: die trübe, narrenlose Zeit ist vorbei und mit voller Fahrt geht es in die neue Kampagne.
Mit einem kräftigen "Iseborsch Helau" eröffneten die Präsidenten Werner Koch und Hermann Frank die Kampagne im Alfred-Delp-Haus. Erster Höhepunkt war der Empfang von Prinzessin Sabine I. und Prinz Rudolf I. , mit bürgerlichen Nachnamen Witzig und ihres Zeichens Tochter und Vater. Obwohl erst seit kurzem im närrischen Amt, merkte man ihnen kein Lampenfieber an; kein Wunder, sind sie doch seit Langem in der Fastnacht aktiv und auf vielen Bühnen zu Hause.
Danach wurde der bereits genannte "Michi", die Symbolfigur der Schwarzen Elf, von seinem Ziehvater Horst Duhme, alias "Schwarzer Michel" zum närrischen Leben erweckt, sprich aus dem Sack gezogen, in dem er die narrenlose Zeit des Jahres verbringt. Weitere Vortragende dieses Abends waren Dieter Mark als "Tanzelfe", "Nachwuchstalent" Wolfgang Paul als "Beifahrer" und Hausherr Pfarrer Bachus. Zu später Stunde lieferten noch die "Isenburger Sängerknaben" den krönenden Beitrag zum Erfolg dieses Abends.
Auf zum Rundflug mit dem Schwarze Elf Jumbo. Es war der 7. Februar 1987 und schon als sich in der Hugenottenhalle der Bühnenvorhang hob und die Kulisse des "Iseborsch Airports" sichtbar wurde, wusste man, ..."dass die Karnevalisten der Schwarzen Elf genau den närrischen Nerv der Besucher getroffen hatten", wie damals das "Blättchen" schrieb. Bunt aufgemacht die Bühne mit Kontrollturm, Hotel und einer gigantischen Jumbo-Nase, aus dem später die Akteure die Bühne betraten. In Pilotenuniformen die Präsidenten Werner Koch und Hermann Frank, sowie Manfred Link als Bordingenieur, die das Geschehen dieses Abends leiteten.
Die "Hugos" stimmten das Publikum mit flotten Weisen auf die Sitzung musikalisch ein. Das Prinzenpaar Sabine I. und Rudolf I. hielten Hof, wie es sich für die Isenburger Tollitäten gebührt; mussten doch sogar die Isenburger geistlichen Herren ihre Aufwartung machen.
Den eigentlichen Programmreigen eröffneten die Minis mit einem gekonnten "Holzschuhtanz, der, perfekt einstudiert von den Trainerinnen Ingeburg Bremser und Angelika Obach, die Wogen des Hauses zum ersten Mal hochschlagen ließ. In stilechten Holländer-Kostümen (geschneidert von Else Litzenberger) waren sie eine echte Augenweide. Mit von der Partie waren Manuela und Sabrina Düll, Louise Dutch, Tina Ferdinand, Ina Gabriel, Stefanie Hehn, Katja und Nina Knieling, Tatjana Kummer, Natascha und Vanessa Lind, Sabine Link, Katrin und Sonja Litzenberger, Melanie Matz, Silke Mickley, Bettina von Renthe-Fink, Verena Schulte-Sasse, Angelika Stenger und Jeanette Wenzel.
Der erste einer stattlichen Schar von Vortragenden dieses Abends war Horst Duhme alias "Schwarzer Michel" mit seinem "Sohn Michi", der als Protokoller das Geschehen des letzten Jahres glossierte (Bsp.: "Startbahn West": ....steht noch'n Strommast irgendwo im Korn, dann iss'er wohl vergesse worn...).
Es folgte Karl-Heinz Wiegand als "Begnadeter Künstler", der einen Kunstmaler präsentierte und dem närrischen Publikum u.a. klarmachte, wo der Unterschied zwischen einem Büstenhalter und einem Büsten-Halter liege.
"Paulchen, ich hol' dich mit dem Traktor ab", schmetterten kurz darauf die "Isenburger Sängerknaben" und eröffneten einen bunten Reigen musikalischer Höhepunkte. Der Gipfel davon war wohl der "Iseborjer Lumbemondaach", der das Publikum von den Sitzen riss und der im Verlaufe des musikalischen Rundfluges noch mehrfach erklang. Dieser Song ist inzwischen zu einem Isenburger Nationallied geworden und nicht nur bei der Schwarzen Elf ein Standard. Zu den Sängern gehörten damals: Norbert Engl, Hermann Frank, Thomas Hofmann, Wolfgang Löb, Dieter Mark, Karl-Heinz Schmidt, Alois Schönbach, Thomas und Wolfgang Ziegler,
Weiter ging es, Schlag auf Schlag, mit Georg Schäfer und Pfarrer Norbert Bachus, die sich als die Clowns "Bimbes und Bumbes" ein heiteres Büttenduell lieferten, das durch manch tiefsinnigen Vers die große Klasse der beiden Altmeister zeigte.
Die Garde brillierte mit ihrem Gardetanz. Die "goldigen" Mädchen mit den hübschen Beinen waren Petra Borschert, Martina Breunig, Beate Fisch-dick, Heicke Friedrich, Ina Gablenz, Andrea Janovsky, Sabine Klippstein, Petra Lüdecke, Ma-rion Luger, Christa Maksay, Sibylle Neeb und Felizitas Selz. Auch dieser Tanz wurden von unsern bewährten Trainerinnen einstudiert.
Dann schlurfte ein "Enttäuschter Hausmann" in Person von Hans-Joachim Düll herein, in Kittelschürze und Kopftuch, bewaffnet mit den Utensilien eines Fußbodenkosmetikers, und berichtete von den enttäuschenden Erlebnissen eines Hausmannes. Einfach köstlich, "unser Hajo", der inzwischen Präsident der Narrengilde des Turnvereins ist. Ihm folgte Horst Duhme als "Geplagter Schifahrer" und erläuterte die Vorteile der "Doppel-Backen-Bremse" und des "Steißbeinjodler-Effektes". Für seine langjährigen Verdienste für die Schwarze Elf und die Iseborjer Fastnacht wurde er nach seinem Vortrag mit dem "Goldenen Vlies" geehrt und von Präsident Hermann Frank zum "Ritter Horst I. vom schwarzen Humor" geschlagen.
Man gönnte dem Publikum keine Pause, es ging Schlag auf Schlag, ein Höhepunkt jagte den anderen und so stand der nächste Glanzpunkt schon in Form und Gewicht des Männerballetts auf der Bühne. Das Thema war "New York, New York" und man hatte sich sogar einen "Gaststar eingekauft", nämlich Liza Minelli alias Pfarrer Norbert Bachus, der den musikalischen Solopart zum Tanz mimte. Die aerodynamisch gebauten Männer waren Hajo Düll, Norbert Engl, Reinhold Hehn, Michael Krehling, Rainer Litzenberger, Peter Mark, Werner Mickley, Wolfgang Paul, Hans-Jürgen Schlemmermeyer und Karl-Heinz Wiegand.
Dann kam "Er", der Erzkarnevalist, wie das Isenburger Blättchen schrieb, in altbekannter Manier als "Stadtstreicher" und hatte, -wie nicht anders zu erwarten- die Lacher auf seiner Seite. "Bescheidenheit ist eine Zier, doch kein Finanzamt glaubt es Dir", resümierte er und verteilte kräftig Seitenhiebe ("Kennen Sie den Null-Acht-Fünfzehn Beamten...?").
Die Tanzgarde zeigte noch ein zweites Mal ihr großes Können mit einem "Ungarischen Tanz", bei dem die bunten Röcke flogen und die mitreißende Musik auch den Letzten im Saal begeisterte.
Zuletzt eine rührende Szene, ein frischverheiratetes junges Paar schritt die Stufen vom Flugzeug herab, schön anzusehen in Brautkleid, Frack und Zylinder. Doch die Idylle währte nicht lange in der Bütt, bald flogen die Fetzen zwischen Gudrun Litzenberger und Wolfgang Paul: "Ab morgen läuft für Dich zu Haus nur noch die Sendung mit der Maus....".
Noch einmal kamen die Isenburger Sängerknaben und leiteten mit einem Reigen schmissiger Lieder den Ausklang des beinahe viereinhalbstündigen närrischen Rundfluges ein. Noch einmal waren alle im Saal aufgefordert mitzuschunkeln und mitzusingen; nach und nach kamen alle Mitwirkenden zum großen Finale auf die Bühne und wurden beinahe ertränkt in einem Regen von Luftschlangen und Ballons. Ein unvergesslicher Abend war zu Ende.
Zu Ende war die Fastnachtskampagne aber noch lange nicht. Nun ging man daran, die großartigen Leistungen der Sitzung auch bei anderen Veranstaltungen zu demonstrieren. Das Männerballett gastierte beispielsweise in Bischofsheim beim Volkschor "Liederlust" und war Höhepunkt in einer eher mäßigen Fastnachtsrevue. Der Tagesanzeiger Main-Kinzig schrieb am 23.2.87: "Ein echter Knüller war die Broadwayshow der Schwarzen Elf aus Neu-Isenburg. Ein Männerballett mit solch großer Besetzung, derart interessanter Choreographie und, vor allem, mit einer solch charmanten wenngleich etwas beleibten Liza Minelli hat man in Maintal noch nicht gesehen".
Dass die Narren hart im Nehmen sind und sich durch widrige Umstände so schnell nicht von einem närrischen Umzug abbringen lassen, wurde am Lumpenmontag, dem 2.März 1987 bewiesen. Beißende Kälte, trüber Himmel und heftiges Schneetreiben sorgten für allgemeine Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Tages. Die vielen Anrufer beim Zugmarschall konnten aber von den Organisatoren beruhigt werden: "Der Zug fällt auf keinen Fall aus!". Man wappnete sich mit warmen Kleidern unter den Kostümen und mit heißen Getränken und vergaß dann im Taumel der Narretei die Unbilden der Witterung vollständig.
Der Komiteewagen war das schon vom letzten Jahr bekannte "Wikingerschiff", bei dem sich die zünftige Kleidung (Pelze, dicke Jacken) aufs trefflichste bewährte. Der Motivwagen glossierte die kürzlich verabschiedete Baumschutzsatzung in Neu-Isenburg und verglich die dort angedrohten Strafen mit weit geringeren Beträgen für aktuelle Gewalttaten ("Ehefrau im Streit erwürgt...." - 500 DM). Wir hatten sogar noch einen dritten Wagen aufgeboten, nämlich einen umgebauten Mercedes, der als Standartenfahrzeug vor der ganzen Gruppe fuhr. Die Mädchen der Garde hatten sich mit großen, rot-weißen Schirmen versorgt, um nicht allzu nass zu werden.
Zum Heringsessen am folgenden Tag versammelten sich wiederum die Narren im ausverkauften Alfred-Delp-Haus. Die beiden Präsidenten Werner Koch und Hermann Frank präsentierten ein kleines Programm, verliehen die letzten Orden der Kampagne und begrüßten zum letzten Mal das Isenburger Prinzenpaar. Dann kam der Michi in einer feierlichen Zeremonie wieder in seinen Sack und mit dem Lumpenmontagslied der Isenburger Sängerknaben klang die Kampagne aus.