"Isenburger" |
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aufgezeichnet von Manfred Link
Zehn Jahre sind eine lange Zeit und manchmal ist es schwer, sich an die damaligen Ereignisse zu erinnern. Nicht anders geht es dem Chronisten. Doch in diesem Jahr, wir schreiben 1987, fällt ein Ereignis besonders auf und bleibt lange in Erinnerung, der Muttertag. Den Vatertag kennen viele als den Tag, an dem die Väter ausziehen um verlorenen Freuden nachzuhängen, ins Grüne zu fahren und sich an leiblichen Genüssen zu laben ohne gleich von der frustrierten Ehefrau zurückgepfiffen zu werden. Es ist eben Vatertag.
In diesem Jahr hatten sich die Narren der Schwarzen Elf etwas ganz besonderes ausgedacht: warum nicht etwas mehr Gleichheit in die Menschheit bringen, sagten sich die Elfer und organisierten einen zünftigen Muttertag, an dem die Damen im Grünen einmal so richtig verwöhnt werden konnten. Ein Novum, Experiment, Wagnis. Aber es hat auch einige Jahre lang funktioniert.
Die Männer im Verein organisierten ein zünftiges Gartenfest in St. Josef mit einem Menü, das sich sehen lassen konnte. Es gab Markklößchensuppe, eine "Schwarze Elf Platte" mit Salaten und liebevoll zubereitete Schnittchen. Die Pflichten der Kinderbetreuung wurden von vier erfahrenen Vätern übernommen, die mit den Kleinen in den Opel-Zoo fuhren, so dass die Mütter sich ungestört eigenen Interessen hingeben konnten. Dass die Kinder dort von einem Regenguss durchnässt wurden, tat der Freude keinen Abbruch, zumal es nach der Rückkehr noch Kinderspiele auf dem Gelände gab, bei dem viele kleine Preise zu gewinnen waren.
Eine schöne Idee, die viele Kontakte und eine Menge Ideen hervorgebracht hat, die aber auch immer wieder viel Engagement von den Beteiligten verlangt hat.
Eine andere große Veranstaltung trat immer mehr in den Vordergrund des Vereinslebens: das Neu-Isenburger Altstadtfest. Schon war man durch die Mitwirkung der Mini- und der großen Garde bei den Vereinsdarbietungen vertreten, in den Folge-jahren konnten wir mit einem eigenen Stand vertreten sein.
Kaum sind die Gartengrills verpackt und die Sonnenschirme sicher in der Garage verstaut, da wachen die Narren auf; es ist der 11. November, die Fastnachtssaison ist eröffnet.
So trafen sich denn auch die Narren der Schwarzen Elf wieder im Alfred-Delp-Haus zur traditionellen Fastnachtseröffnung. "Uff die Kapp, es ist soweit" lautete der Schlachtruf, mit dem die Narren geweckt werden sollten. Hoch her ging es zur Eröffnung der neuen Kampagne. Mit den Worten "Es ist der Weisheit letzter Schluss, dass wieder Fastnacht werden muss" begrüßten die Präsidenten Hermann Frank und Werner Koch das närrische Publikum. Nach dem die Ehrengäste begrüßt und etliche Orden verliehen waren, wurde der "Michi", das Maskottchen der Schwarzen Elf, nach 256 Tagen Sommerschlaf aus seinem Sack gezogen und nahm seinen gewohnten Platz ein.
Dieter Mark thematisierte Leid und Freud eines Kegelbruders, Pfarrer Norbert Bachus persiflierte das Motto "Uff die Kapp" und erzählte von seinen Gedanken zum Thema Fassenacht.
Zum Höhepunkt des Abends begrüßte das närrische Volk sein Prinzenpaar "Cynthia I. von der Pappeltränke" und "Klaus II. vom drehenden Rad.
Zum Abschluss warteten die Isenburger Sängerknaben, die in dieser Kampagne 5 Jahre zusammen waren, mit schmissigen Melodien und kriti-schen Texten zur aktuellen Politik auf.
6. Februar, 19.30 Uhr, es ist soweit! Das Fest konnte beginnen, das "DRIVE INN" war eröffnet. "Paul Bocuse wäre vor Neid erblasst ....." schrieb damals die Zeitung, als die Schwarze Elf ihr fastnachtliches Menü servierte. "Wohldosiert waren die Zutaten an diesem Abend, die richtigen Gewürze an der richtigen Stelle, nach schwerer Kost ein leichter Magenaufmunterer und natürlich jede Menge Häppchen fürs Auge. Werner Koch, Hermann Frank und Manfred Link als Chefköche zauberten ein vom Hors d' Oeuvre bis zum Dessert gelungenes Menü".
Die Bühnendekoration zeigte ein Drive Inn im amerikanischen Stil. Grell, bunt und lustig. Die ‚Chefköche' waren da schon seriöser in ihren weißen Kochuniformen. Der Elferrat mit Ingeburg Bremser, Angelika Obach, Erwin Hofmann, Horst Duhme, Norbert Engl, Franz Holick, Jürgen Watzke, Jupp Eichmanns, Rainer Litzenberger, Rein-hold Hehn und Ha-Jo Düll umrahmte die Szene als Serviererinnen und buntgekleidete Touristen. Kleine Autos, lustig gestaltet von Norbert Engl, ersetzten den Elferratstisch.
Erster Höhepunkt waren die Minis. Im Programmheft prangte die Überschrift: "Die Minis haben sich aufgelöst" mit dem Nachsatz ".. in zwei Gruppen". Ja, so musste es einmal kommen. Die Gruppe der Minis war in den vergangen Jahren immer mehr gewachsen und zählte nun 24 Köpfe, so dass eine Teilung unumgänglich wurde. Nun konnten die etwas Älteren an schwierigere Passagen und Schritte herangeführt werden ohne dass die ganz Kleinen überfordert wurden.
24 kleine Hüpfer auf der Bühne (denn noch machten sie ihren Auftritt zusammen), welch ein Bild! Angekündigt als "Sack voll Fleh" und herrlich kostümiert als Clowns (die Älteren) und Ballerinas absolvierten sie ihren Tanz und erwiesen sich als ‚Kir Royal' des Abends; prickelnd, anregend und angenehm süß legten sie ihren Tanz auf die Bühne und die Hugenottenhalle bebte. Eine Zugabe war ihnen gewiss. Einstudiert war dieser Tanz von den unermüdlichen Trainerinnen Ingeburg Bremser und Angelika Obach. Die Namen der kleinen Tänzerinnen: Manuela und Sabrina Düll, Louise Dutch, Katrin Erzberger, Tina Ferdinand, Ina Gabriel, Shirin Hartmann, Marianne und Stefanie Hehn, Katja und Nina Knieling, Tatjana Kummer, Natascha und Vanessa Lind, Sabine Link, Katrin und Sonja Litzenberger, Melanie Matz, Silke Mickley, Bettina v. Renthe-Fink, Verena Schulte-Sasse, Angelika Stenger und Jeanette Wenzel.
Festlich der Auftritt von Prinzessin Cynthia I. von der Pappeltränke und Prinz Klaus II. vom drehenden Rad. Zusammen mit Hofmarschall Gerd Fischer machten sie den Isenburger Narren ihre Aufwartung. Orden und Blumen wurden ausgetauscht.
Zu Ehren des Prinzenpaares tanzten nun die Mädchen der Garde ihren Gardetanz in blau-silbernen Kostümen. Damals war ein Hut noch "in". Mit dabei waren Beate Fischdick, Ina Gablenz, Andrea Janovsky, Martina Kugler, Jutta Mohr, Sybille Neeb, Petra Ohmann, Sabine Reinelt und Felizitas Selz. Der Tanz war wie immer einstudiert von den Trainerinnen Ingeburg Bremser und Angelika Obach.
Nach den Minis kam wieder ein "Kleiner", unser Maskottchen Michi mit seinem Ziehvater Horst Duhme. Die beiden zogen das Zeitgeschehen durch den Kakao (oder die Senfsauce). In raffiniert gewürzten Versen teilten sie einen Hieb nach dem anderen aus; frech vorlaute Kommentare des kleinen Michi machten die Protokoll-speise leicht verdaulich.
Als "Dressman" kam Hajo Düll, schon damals ein alter Hase in der Bütt. Er ließ sich die vermeintlichen Vorzüge des männlichen Geschlechts pikant gewürzt auf der Zunge zergehen. Nicht nur der schönste Mann im Saal zu sein, beteuerte er. "Wenn ich mal durch die Straßen spazier, da ste-hen die Leute sofort Spalier. Sogar die Omas bleiben stehen und sagen, mein Gott ist der schön" textete er.
Seit fünf Jahren in der gleichen Besetzung kamen nun die Isenburger Sängerknaben. In gewohnt bissiger Weise glossierten sie das Zeitgeschehen mit flotten Weisen. Norbert Engl, Hermann Frank, Thomas und Erwin Hofmann, Wolfgang Löb, Dieter Mark, Karl-Heinz Schmidt, Alois Schönbach, Thomas und Wolfgang Ziegler fanden wieder ihr Publikum, das sie mit großem Beifall entließ und das sich schon auf das Wiedersehen im zweiten Teil freute. Das "Blättchen" schrieb damals: "... wie es aussieht sind sie mit ihren Liedern, die speziell auf Neu-Isenburg zugeschnitten sind, dabei, ein neues Stück Fastnachtsgeschichte in Groß-Watzenhausen zu schreiben". Wie wahr.
Ein weiterer Höhepunkt war Dieter Mark als "Ganz zufriedener Ehemann". Sein Einzug war bereits eine Show für sich: gemütlich zog er eine Spielzeugeisenbahn hinter sich her, die schwer beladen war mit Schnapsflaschen. Wie wir es von unserem Dieter kannten hatte er sofort das Publikum auf seiner Seite. Allerdings war es dann natürlich kein ganz zufriedener Ehemann, sondern ein witzelnder, kalauernder Dieter der die Schwächen der allzu zufriedenen Zeitgenossen gnadenlos aufdeckte.
Eine Musikshow folgte, dargeboten von Wolfgang Paul, Gisela Hohner, Dieter Mark, Franz Holick, Sabine Witzig, Sabrina Knevels. Playback war Trumpf aber eigentlich nur Nebensache ob der herrlich witzigen Darstellung der Akteure.
"Girls, Girls, Girls......" glitten sodann über die Bühne, herrlich anzusehen. Die Garde präsentierte ihren Schautanz, einen "Boogie Woogie". Schöne Kostüme, fliegende Röcke und eine tolle Musik erfreuten Augen und Ohren. Die Namen haben wir schon beim Gardetanz vorgestellt.
Was fehlte eigentlich noch in einem Drive In? Die hübschen Serviererinnen natürlich. Und die kamen; grazil, elegant, beweglich präsentierten die "Mädels" vom Männerballett einen Tanz der Spitzenklasse. Allesamt "dezent" gekleidet mit Tabletts voller Geschirr wirbelten sie über die Bühne. Vorzustellen sind: Horst Duhme, Hajo Düll, Jupp Eichmanns, Norbert Engl, Reinhold Hehn, Michael Krehling, Rainer Litzenberger, Werner Mickley, Wolfgang Paul, Jürgen Schlemmermeyer, Jürgen Watzke und Karl-Heinz Wiegand.
Nicht zum Schluss aber als letzter Büttenredner kam Pfarrer Norbert Bachus als "geistlicher Liftboy", der es brillant verstand, seinen Schäflein den Weg ins richtige "Stockwerk" zu zeigen. Schmuck sah er aus in seiner roten Portieruniform, unser geistlicher Schirmherr und fastnachtlicher Vater.
Zuletzt der große Höhepunkt; nochmals die Isenburger Sängerknaben mit ihren großen Hits, die wieder die Halle erbeben ließen. Der Weg zum großen Finale wurde mit den Liedern gepflastert, die viele der Narren im Saal schon kannten aber immer wieder gerne hörten, dem "Hund", den "vielen Kneipen" oder dem "Lumpenmontag". Da musste auch der damalige erste Stadtrat Berthold Depper seinen Zuschauerplatz räumen und durfte mitsingen auf der Bühne.
Nachzutragen sei noch die Ehrung der beiden Trainerinnen Angelika Obach und Ingeburg Bremser mit einem speziellen Orden für ihre Verdienste als langjährige Trainerinnen bei der Schwarzen Elf. Außerdem nahmen zwei Tänzerinnen der Garde, Sybille Neeb und Martina Breunig nach 15 Jahren aktiver Tätigkeit Abschied von ihrer "Truppe" um sich familiären Herausforderungen zu stellen.
Auch wenn es nach solchen Höhepunkten schwer ist, geeignete Worte zu finden: der Lumpenmontag 1988 war Spitze. Ein herrlicher Sonnenschein lud die Narren zum Umzug ein. Tiefblauer Himmel versetzte manchen in Urlaubsstimmung. Die Schwarze Elf hatte eine große Festung auf ihren Wagen gebaut, "Burg Schlotterstein" war das Motto. Weiterhin hatte man einen Wagen als Wappenträger präpariert.