"Schlossgeister" |
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aufgezeichnet von Manfred Link
Mit der Erinnerung ist das so eine Sache. Manches, was tief beeindruckt hat, scheint gestern passiert zu sein; nach manchem muss man tief in der Erinnerung kramen. Wie war das noch 1988....., gab es da etwas besonderes? Gab es das Jahr überhaupt? Das war doch im letzten Jahrtausend !
Als Chronist hat man da keinen leichten Stand. Also her mit den alten Fotoalben und was sonst noch so im Keller herumliegt. Nach und nach taucht man wieder in das damalige Geschehen ein und ist tief beeindruckt. Mann, was war damals los!
Fangen wir im Mai an. Der närrische Staub der letzten Kampagne hatte sich schon lange gelegt, der Frühling war eingezogen, es war Muttertag. Zum zweiten Mal versuchten die Männer der Schwarzen Elf den Muttertag neu zu gestalten und zu beleben. Wieder waren die Kinder des Vereins (diesmal 22 an der Zahl) mit 5 Männern vormittags zu einem Ausflug in den Freizeitpark Lochmühle aufgebrochen, so dass die "Frau Mama" ihren Ehrentag einmal in aller Ruhe genießen konnte. Derweil hatten andere im Pfarrgarten von St. Josef Kaffee und Kuchen (selbstgebackenen!) bereitgestellt, sich um die Tische und Bänke gekümmert und alles notwendige vorbereitet. So konnten denn am Nachmittag die Damen liebevoll umsorgt werden und die Männer warfen sich mächtig ins Zeug. Am Abend wurde dann noch der Grill im Betrieb genommen und mit Grillspezialitäten der "Verwöhntag" abgerundet.
"Im Bachus sei'm Zelt, trifft sich heut' die ganze Welt..." parodierten die Isenburger Sängerknaben im Juni 1988 und die etwas saloppen Verse waren eine Huldigung an Pfarrer Norbert Bachus, der mit seiner Pfarrei Heilig Kreuz das 25jährige Jubiläum feierte. Beginnend mit dem Fronleichnamsfest wurde vier Tage lang intensiv im Buchenbusch gefeiert. Am Samstag war großer bunter Abend und die Schwarze Elf war selbstverständlich dabei. Werner Koch, damals Präsident der Schwarzen Elf, führte durch das Programm. Die schon erwähnten Isenburger Sängerknaben unter der Leitung von Dieter Mark setzten musikalische Höhepunkte. Die Minis stellten sich als Zuckerpüppchen und Clowns vor, die Tanzgarde präsentierte einen kessen Rock'n Roll und das Männerballett brillierte als 'Serviererinnen" im Samba-Rhythmus. Alle konnten sich über mangelnden Beifall im vollbesetzten Festzelt nicht beklagen. Was war sonst noch los. Da wir noch keine eigenen Verpflichtungen beim Alt-stadtfest hatten, wurde ein Sommerfest bei der Reiterschänke arrangiert. Die Fahrradrallye für die ganze Familie war der Knüller an diesem Tag. Weil es im letzten Jahr so ein großer Erfolg war, arrangierte die Schwarze Elf zum zweiten Mal eine solche Veranstaltung. Es ging mit lustigen Aufgaben durch die Wälder um Neu-Isenburg und manche waren gar nicht so einfach: wie transportiert man zum Beispiel über Stunden ein rohes Ei oder einen Sack Wasser auf dem Fahrrad. Gewinner dieser 2. Fahrradrallye war die Familie Link und sie erhielten den Wanderpokal des Vereins. An den zahlreichen weiteren Preisen, die Dieter Mark organisierte, hatten vor allem die Kinder des Vereins einen Heidenspaß.
Im Herbst standen zwei Auftritte der Gruppen an. Zunächst brillierten die Minis der Schwarzen Elf beim Oktoberfest im Eichenbühl. Sie zeigten ihren Tanz als Clowns und Ballerinen und ernteten dafür tosenden Beifall.
Tänzerische Akzente setzten die Mädchen der Tanzgarde im Oktober bei ihrem Auftritt im Schützenhaus anlässlich der Herbstfeier der Schützengesellschaft 1961.
Es war Herbst, die letzten Blätter hatte ein Novembersturm hinweggefegt. Die Tiere und die meisten Menschen zogen sich wie jedes Jahr in warme Behausungen zurück. Wenn sich in dieser Zeit dennoch hin und wieder Aktivitäten entwickeln sind es meistens die Narren die, leicht belä-chelt von ihrer Umwelt, ihre närrischen Utensilien aus dem Schrank holen und sich anschicken, die neue Kampagne mit viel Getöse zu eröffnen. So auch die Schwarze Elf.
Am 12. November 1988 war es soweit. Der Saal im Alfred-Delp-Haus war gut gefüllt, die Stimmung heißer als die Temperaturen draußen und man fieberte dem Auftritt des neuen Prinzenpaares entgegen. Dies war umso deutlicher als die beiden den Narren der Schwarzen Elf recht vertraut waren. Kein Wunder: Prinzessin Jacqueline I., Edle von der Hugenottenstadt und Prinz Roland I., Edler von Gutenberg sind gute Freunde aus dem Hause Klammes. Prinzenbegleiter war Harald Streb.
Zu Ehren des Prinzenpaares tanzt die Garde, so ist es ein Brauch in der Fastnacht. So war es auch an jenem 12. November. Doch halt, etwas war diesmal anders: einige der Ballerinen trugen Bärte!? Die Akteure des Männerballetts wollten einmal beweisen, dass in ihnen mehr steckt als nur Klamauk. So traten denn Karl-Heinz Wiegand, Reinhold Hehn, Jürgen Kroupa und Werner Mickley zusammen mit der Garde auf und lieferten einen solch tollen Gardetanz ab, dass der ganze Saal aus dem Häuschen war. Alle Achtung!!
Präsident Werner Koch führte durch das Pr-gramm und konnte an diesem Abend so brillante Büttenredner wie Horst Duhme, Dieter Mark, Karl-Heinz Müller und Willi Gehrling präsentieren. Der Michi wurde aus dem Sack gezogen und bekam seinen angestammten Platz. Den Höhepunkt des kurzweiligen Abends bildeten wie immer die Isenburger Sängerknaben, die den Saal noch einmal richtig erbeben ließen.
Den Ausklang des Jahres 1988 bildete der Weihnachtsmarkt in Hl. Kreuz, an dem die Schwarze Elf mit einem Stand vertreten war. Es gab Pfannkuchen, die damals 'Hildes Elfenschmaus' hießen und Michis 'Narrentrunk', der damals noch 'Jagertee' hieß.
Halt, das Jahr war doch noch nicht ganz zu Ende für die Schwarze Elf. Am 23. Dezember heiratete Wolfgang Paul seine Ina (oder war das umgekehrt?) in Hl. Kreuz und die Garde stand natürlich Spalier.
'Geisterstunde' war angesagt bei der Schwarzen Elf am 28. Januar 1989. Eine mächtige Burg war von den Architekten des Vereins auf die Bühne gebracht worden. Dementsprechend begann die Vorstellung gespenstisch; Blitz und Donner leiteten die Sitzung ein, der Saal bebte. Vor den rustikalen Mauern thronte der Elferrat in bunten Kostümen.
Das Prinzenpaar hielt Hof. Prinzessin Jaqueline I. und Prinz Roland I. mitsamt ihrem Begleiter Harald Streb empfingen die Glückwünsche des Elferrates und des Publikums. Zum Dank hatten sie einen Sektkühler in der Form des Senatszylinders mitgebracht, der den Präsidenten Werner Koch zu der spitzen Bemerkung veranlasste: "Als Töpfchen für unsere Kinder nehmen wir diesen Zylinder!".
Neben Werner Koch und seinem 'Vize' Hermann Frank saßen im Elferrat: Franz Holick, Jürgen Watzke, Horst Duhme, Rainer Litzenberger, Erwin Hofmann, Manfred Link, Reinhold Hehn, Karl-Heinz Wiegand und Jupp Eichmanns.
Zu Ehren des Prinzenpaares tanzte die Garde mit Daniela und Inge Bayer, Beate Fischdick, Sandra Fuchs, Ina Paul, Andrea Janovsky, Anette Mischke, Jutta Mohr, Petra Ohmann, Sabine Reinelt, Felicitas Selz und Regina Sense.
Weiter ging's im Tanz: die ' kleinen Minis' traten auf mit einem eigenen Tanz, einem ganz süßen Can-Can. Eine Freude anzusehen, wie die quirligen kleinen Mäuse ihre Röcke schwangen und das Publikum begeisterten. Später dann kamen die 'großen Minis'. Sie tanzten die 'Liechtensteiner Polka' so hervorragend, dass sie der großen Gar-de langsam Konkurrenz zu werden schienen. Insgesamt waren in diesem Jahr bei den Minis dabei: Manuela und Sabrina Düll, Luise Dutch, Katrin Erzberger, Ina Gabriel, Shirin Hartmann, Marianne und Stefanie Hehn, Svenja Kalus, Tatjana Kummer, Natascha und Vanessa Lind, Sabine Link, Katrin und Sonja Litzenberger, Melanie Matz, Silke Mickley, Bettina v. Rente-Fink, Stefanie Schleifer, Verena Schulte-Sasse, Angelika Stenger, Jeanette Wenzel.
Die Geister, die sie gerufen hatten, gaben den Isenburger Lokalpolitikern am Samstag Abend Antwort. Das beliebteste Thema dieser Fastnachtskampagne 1989 war die Verkehrsberuhigung in Neu-Isenburg. Die Politiker hatten sich in diesem Jahr allerlei Maßnahmen ausgedacht, um den Durchgangsverkehr in Neu-Isenburg zu beruhigen; nicht immer zur Freude der betroffenen Bürger. So dichtete auch Horst Duhme als "Schwarzer Michel": "Ein herziges Eichhörnchen hoppelt über die Karlstraße um die 'Berliner Kissen' zu bücheln". Sein 'Michi', das Maskottchen der Schwarzen Elf (souffliert von Renate Eichmanns), leistete ihm dabei heftigen Beistand. Ein weiteres Thema in seinem Protokoll war die neue Kirche von St. Franziskus, deren eigenwillige Architektur er den Einflüssen von Dschinghis Khan zuschrieb.
In das gleiche Horn blies Pfarrer Norbert Bachus, der, mit Sturzhelm und Rennanzug ausgestattet, von der Zukunft der Hugenottenstadt nach der Verkehrsberuhigung sinnierte. Ergreifend schilderte er eine Zeit, in der man sich nur noch vage daran erinnert, dass einstmals 20000 Autos täglich durch die Strassen fuhren. "Gottlob, wer noch ein Gäulchen hat" textete er. Aber auch die politischen Strömungen nahm er aufs Korn, das neueste aus der Gerüchteküche von Gravenbruch war ein Thema und sogar den Pabst ließ er nicht aus.
Über samstägliche Einkaufserlebnisse mit ihrem mehr oder weniger männlichen Begleiter "Heinzche" berichtete Angelika Krämer während Willy Gehrling mit seinem vierbeinigen Begleiter "Willi" auftrat, der "nicht nur die Klarinette seines Herrn melodisch begleitete sondern auch von der Bühne herab mit dem Schwanz ein Helau winkte" wie das Neu-Isenburger Anzeigeblatt damals schrieb.
Gudrun Litzenberger plauderte munter aus ihrem Ehealltag und hatte bei dem Refrain "Ob im Leben, ob im Bett, mein Alter ist ne Schlaftablett" mindestens die Hälfte des Saal auf ihrer Seite.
Hans Jockel Hatten es die modernen Zeiten angetan. Er befasste sich mit Themen wie Ernährung, Werbung und Wahlen und kam zu dem Schluss: "Schrecklich, was geht's uns so gut!"
Als geplagter Agrarökonom stellte sich Dieter Mark vor ("Singt wie Heino mal der Bauer, wird den Küh' die Milch im Euter sauer"), zu dem sich später Liesel Ruch gesellte.
"Voll auf der Höhe der Zeit", wie das 'Blättchen' schrieb, waren die Isenburger Sängerknaben, die sich ebenfalls der Isenburger Verkehrsberuhigung annahmen und mit ihrer Ballade vom "verköhrten Vörköhr" die Politiker im Saale säuerlich lächeln ließ und das Publikum zustimmend erheiterte. "Ich komme aus Gravenbruch und bin doch pünktlich. Ich bin zu Fuß gegangen" witzelte Dieter Mark mit seinen 'Minnesängern' Norbert Engl, Hermann Frank, Erwin und Thomas Hofmann, Wolfgang Löb, Karl-Heinz Schmidt, Alois Schönbach sowie Wolfgang und Thomas Ziegler.
Dann wieder eine Premiere: die "Elfchen". Elfengleich schwebten sie herein, zwölf grazile Damen die die alten Ängste beim Männerballett wieder aufleben ließen, ob wohl die Bühne den Belastungen standhalten werde. Ja, die Damen schickten sich an, dem Männerballett ernsthafte Konkurrenz zu machen. "Auf in den Kampf, Torero" war ihr Motto und als spanische Edeldamen kamen sie auf die Bühne, um nach der Musik aus "Carmen" zu tanzen und um eine Kuh zu melken, die, ob ihres hölzernen Innern, dafür wenig geeignet schien. Ein voller Erfolg der Damen Anette Bott, Sabine Dieter, Ilse Greuling, Uta Hehn, Gisela Hohner, Ursula Hühnerfuß, Verena Kajnath, Marianne Koch, Erika Link, Hilde Mark, Liesel Ruch, Astrid Steinbacher und Sabine Witzig. Eine neue Gruppe der Schwarzen Elf war entstanden.
Plötzlich stand ein rotgewandeter Zauberer auf der Bühne. Ganz im Sinne des Mottos 'Geisterstunde' rief er seinen gar fürchterlichen Drachen auf die Bühne, der ob seiner immensen Länge sich erst den Weg durch den Saal bahnen muss-te. Wieder ein Zauberspruch und der gelb-rote Drache verwandelte sich in eine Gruppe von Elfen, die, tüllgewandet, einen gar lieblichen Tanz auf die Bühne zauberten. Eine meisterhafte Darbietung des Männerballetts, die für tosenden Beifall im Publikum sorgte.
(Zauberer Horst)
Neben dem Zauberer Horst Duhme wirkten als Elfen Norbert Engl, Reinhold Hehn, Michael Krehling, Jürgen Kroupa, Rainer Litzenberger, Dieter Mark, Werner Mickley, Hans-Jürgen Schlemmermeyer, Jürgen Watzke und Karl-Heinz Wiegand.
Den Abschluss des Abends bildete der Schautanz der Garde die mit ihren frechen, bunten Kostümen und ihrem spritzigen Tanz so gar nicht zur Geisterstunde passten aber ob ihres glänzenden Auftritts vom Publikum gefeiert wurden.
Für die musikalische Untermalung des Abends sorgten die "Travellers"; hinter den Kulissen wirkten Karl-Heinrich Schmidt, Karl-Heinz Gress, Leo Appel und Thomas Beitz und als Marketenderin sorgte Erika Link für das leibliche Wohl der Burgherren. Petra Thiem (spätere Holzmann) füllte die Rolle der Kammerzofe.
Lumpenmontag in Neu-Isenburg, höchster Feiertag der Narren und Höhepunkt der Kampagne. Die Schwarze Elf war mit drei Fahrzeugen, einem Standartenwagen, einem Motivwagen und dem Elferratswagen dabei. Das Geisterschloss der Narrensitzung hatte man einfach mitgenommen auf den Elferratswagen und am Motivwagen war wieder die Verkehrsberuhigung das Thema, welch ein Wunder! Außerdem waren die 'geisterhaft' verkleideten Minis als Fußgruppe dabei.
Das Narrenjahr der Schwarzen Elf neigte sich dem Ende zu. Es war Faschingsdienstag, Heringsessen der Schwarzen Elf und krönender Abschluss der Kampagne. Wieder war das Alfred-Delp-Haus proppenvoll und wieder ging es hoch her. Die letzten Ehrungen, die letzten Büttenreden, das Prinzenpaar war da. Ein letztes Mal brachten die Sängerknaben die Menge zum kochen, der 'Lumpemondaach' trieb die Leute auf die Stühle, dann kam die letzte 'Geisterstunde'. Der Michi verschwand in seinem Sack, die Narren legten die Narrenkappen und Orden ab. Die Fastnacht war zu Ende.
Wieder einmal blickte die Schwarze Elf auf eine gelungene Kampagne zurück.