Die 'ausgefallene' Kampagne |
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aufgezeichnet von Manfred Link
Es sollte eine ganz normale Kampagne werden, nichts deutete zunächst auf ein Novum in der Geschichte der Schwarzen Elf hin.
Im Mai 1990 fand die alljährliche Generalversammlung des Vereins statt. Im Vorstand war nur eine, aber sehr wichtige Veränderung zu verzeichnen: Werner Koch und Hermann Frank gaben ihre Ämter als Präsidenten zurück. Dieter Mark und Horst Duhme sprangen in die Bresche; für beide eine echte Premiere. Obwohl Dieter ja schon ein echter Bühnenprofi zu sein schien, war dies nach eigener Aussage seine größte Herausforderung.
Ein weiteres Novum war die Einführung eines Mitgliedbeitrages. Dies war der entscheidende Schritt des Vereins, weg von einer losen Interessengemeinschaft und hin zu einer festen Gruppe innerhalb der katholischen Pfarreien mit Vereinsstatus innerhalb Neu-Isenburgs. Begründet wurde dies mit der wachsenden Mitgliederzahl und der damit steigenden haftungsrechtlichen Risiken. Diese sollten durch entsprechende Versicherungen abgedeckt werden. Als wenn wir da schon die späteren Ereignisse im Jahr vorausgeahnt hätten....
Im Mai fand ebenfalls das inzwischen traditionelle Muttertagsfest im Pfarrgarten von St. Josef statt. Wieder waren Väter in drei Kleinbussen mit den Kindern unterwegs, diesmal zum Holiday-Park nach Hassloch.
Bei schönstem Sommerwetter durften sich währenddessen die Damen im Garten verwöhnen lassen.
Zum zweiten Mal nahmen wir am Altstadtfest teil. Das Angebot wurde nach den nicht immer positiven Erfahrungen des letzten Jahres etwas modifiziert. Wir mussten eben auch unsere Erfahrungen sammeln. So wurden beispielsweise die Risiken bei den Speisen etwas reduziert und dafür das Angebot bei den Getränken durch einen Bowlestand der Garde erweitert.
Im September zog es die Schwarze Elf zum Übungsplatz für Schutzhunde. Nein, es war nicht die Angst um unsere Sicherheit, es war ein ganz fröhlicher Anlass. Die "Elfchen" richteten für den Verein ein Sommerfest aus.
Los ging es Nachmittags mit Kaffee, Kuchen und spannenden Spielen für die Kinder, zu denen das Ex-Prinzenpaar Ina und Wolfgang Fußbälle und Süßigkeiten als Preise gestiftet hatte.
Am Abend sorgten Gruppen der "Ersten Dietzenbacher Tanzgarde" mit Tanzeinlagen sowie Norbert Kleimaier mit Stimmungsliedern für Gute Laune und eine stimmungsvolle Atmosphäre.
1989 war das Jahr der Wende in Deutschland gewesen und überall wurden neue Verbindungen geknüpft. Neu-Isenburg hatte Beziehungen zur thüringischen Kleinstadt Weida aufgenommen und der dortige Karnevalverein suchte Partner für gemeinsame Aktivitäten. Die Schwarze Elf hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine festen Kontakte zu anderen Vereinen und so nahmen wir diese Gelegenheit war. Wir fuhren im Oktober 1990 zu ersten Kontakten nach Weide. Am 20. und 21. war dort das Marktplatzfest, bei der die Verschwisterung der beiden Ort entsprechend gefeiert wurde.
Der Weidaer Carneval Verein war schon im Jahre 1987, also noch vor der Wende, gegründet worden. Einige couragierte Fastnachter hatten Mut bewiesen und die sonst nur bei Firmen und Sportgruppen geduldeten fröhlichen Fastnachtsabende auf eine richtige vereinsmäßige Basis gestellt.
‚Helau Hochwürden' war 1990 einer der Bestseller auf dem Neu-Isenburger Büchermarkt. So hieß nämlich das brandneue Buch von Pfarrer Norbert Bachus in dem er die besten Büttenreden aus nunmehr 30 Jahren fastnachtlichen Wirkens zusammengestellt hat. Viele kleine Episoden erinnern an längst vergessene Ereignisse der Pfarrei Hl. Kreuz und der Isenburger Lokalpolitik. Manches von dem, was damals erzählt wurde, ist auch heute noch aktuell. Vielen Dank, Norbert Bachus, für dieses Werk, das Sie der Schwarzen Elf geschenkt haben.
11.11.1990 Eröffnung der Kampagne im Katholischen Gemeindezentrum von St.Josef. Elf Böllerschüsse, die Fastnacht ist eröffnet. Alle warten voller Spannung auf die Vorstellung des neuen Prinzenpaares. Die Enttäuschung ist all-gegenwärtig als bekannt gegeben wird, dass man in diesem Jahr kein Prinzenpaar gefunden hat. Statt dessen haben sich die Symbolfiguren der Isenburger Fastnacht, ‚Watz' Karl-Heinz Müller und ‚Oberlump' Hermann Frank, spontan bereit erklärt, die Regentschaft über die Isenburger Narren in dieser Kampagne zu führen.
Welch ein Schock, doch es sollte in dieser Kampagne noch schlimmer kommen. Mit Ende des Jahres 1990 waren die Spannungen in der Golfregion durch den Überfall des Irak auf Kuwait extrem gewachsen. Die USA bereiteten sich auf einen militärischen Eingriff in der Region vor und im Januar 1991 war es dann soweit. Es war Krieg am Golf und die ganze Welt konnte durch die clevere Pressepolitik der Amerikaner dem Morden zusehen. Die Welt hielt den Atem an und die Fastnachter in Deutschland den Karneval. Die Fastnacht wurde in den Hochburgen abgesagt und auch die Aktiven in Neu-Isenburg schlossen sich dem an, wenn auch teilweise widerwillig.
Der fastnachtliche GAU war eingetreten. Eine schon komplett organisierte Kampagne musste in aller Eile abgesagt werden. Termine wurden storniert und Verträge annulliert. Am Ende waren wir froh, dass dies nicht zu einem finanziellen Fiasko im Verein geführt hatte. Dank sei an dieser Stelle allen, die im Sinne des Karnevals mit uns kooperiert haben.
Die weiteren Ereignisse seien noch chronistisch erwähnt: Pfarrer Norbert Bachus feierte am 10. Februar 1991 unter großer Anteilnahme der Karnevalisten seinen 60. Geburtstag.
Statt eines Lumpenmontagsumzuges wurde ein Kreppelkaffee im Alfred-Delp-Haus organisiert und das Heringsessen wurde zur reinen Nahrungsaufnahme heruntergestuft