33 Jahre Schwarze 11 "Reif für die Insel" |
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aufgezeichnet von Manfred Link
Wundern Sie sich über den Titel dieses Kapitels? ‚33 Jahre'. Sie sind verwirrt? Dann haben Sie die Chronik der Schwarzen Elf intensiv gelesen. Meine Anerkennung!
Warum, werden Sie sich fragen, heißt es im Jahr 1985 ‚25 Jahre Schwarze Elf' und in diesem Jahr (1992) wird schon wieder ‚33 Jahre' gefeiert?
Dazu muss ich als Chronist etwas ausholen und ein paar Fakten wiederholen: 1959 kam Pfarrer Norbert Bachus als Kaplan nach St. Josef. Zusammen mit der Jungend der Pfarrei organisierte er im Herbst einen Bunten Abend (die ‚Non-Stop-Lachparade'), der ein so großer Erfolg war, dass man beschloss, in der darauffolgenden Fastnachtskampagne eine Karnevalssitzung zu veranstalten. Diese Aktivitäten waren der Anfang einer Gruppierung in den katholischen Pfarreien Neu-Isenburgs, der Schwarzen Elf, deren Name erst einige Jahre später kreiert wurde.
Die Schwarze Elf ist nicht wie ein Verein gegründet worden, sondern ist aus der katholischen Jugend von St. Josef gewachsen, hat sich zu einer pfarreiübergreifenden Gruppierung entwickelt und ist heute eine weitgehend eigenständige Fastnachtsgruppe. Es gab kein Gründungsdatum sondern nur Ereignisse, aus denen wir unsere Gründung ableiten. Also haben wir 1985 die 25 Jahre Narrensitzung gefeiert. Als Gründungsdatum wird aber der Herbst 1959 angesehen.
Das Jahr 1991/92 unserer fastnachtlichen Zeitrechung (von Aschermittwoch bis Aschermittwoch) war so ereignisreich wie das Vergangene, aber im Gegensatz dazu, voller positiver Höhepunkte.
Es begann mit dem Jubiläum der Kolpingfamilie Hl. Kreuz, die 25 Jahre alt geworden ist. Dieses Jubiläum wurde am Fronleichnamsfest ausgiebig gefeiert. Also war auch die Schwarze Elf im Grosseinsatz. Zum einen waren viele helfende Hände bei der Zeltbewirtung vonnöten, andererseits war auch ein Programm für den bunten Abend am Samstag aufzustellen. Da waren dann dabei: die Minis, das Männerballett, die Garde mit ihrem Schautanz, sowie die ‚Isenburger Sängerknaben' mit ihren schmissigen Liedern. Das Zelt hat gebebt.
Dann kam das Altstadtfest bei dem die Maxis mitmachen durften, diverse Sommerfeste bei denen Minis und Garde aktiv waren sowie das vereinseigene Sommerfest im Kleingartenverein Fischer-Lucius.
Im Herbst feierte die Stadt Neu-Isenburg die Rückverschwisterung mit der thüringischen Stadt Weida, bei der wir unsere neuen Freunde vom Weidaer Carneval Verein zu Gast hatten. Langsam hatte man sich etwas kennen gelernt und es entstand eine festere Bindung.
Doch das Jahr war noch lange nicht zu Ende. Während im Vorstandskreis schon die Vorbereitungen für die anstehende Fastnachtskampagne liefen, feierte man in Hl. Kreuz den traditionellen Weihnachtsmarkt, bei dem ‚Michis Narrentrunk' nicht fehlen durfte, eine Punschspezialität unseres ‚Schwarzen Michels' Horst Duhme. Auch eine Weihnachtsfeier im Alfred-Delp-Haus durfte nicht fehlen, bei der vor allem unsere Kleinsten voll auf ihre Kosten kamen. Es ist doch etwas anderes, wenn man so direkt vor dem leibhaftigen Nikolaus steht. Da bekommt so mancher kleine Mann ein flaues Gefühl in den Bauch.
Halt, habe ich da nicht etwas übersprungen? Was war denn am Montag, dem 11.11. des Jahres 1991? Richtig, da wurde die Kampagne im katholischen Gemeindezentrum eröffnet und diesmal hatten wir ein richtiges Prinzenpaar, das auch noch aus den Reihen der Schwarzen Elf stammte:
Prinz Hans -Joachim I. von der schwarzen Zunft (Hans-Joachim Düll) und Prinzessin Felicitas I. von der kurzen Garde (Felicitas Düll, geb. Selz)
‚Wie ein Verdurstender nach dem Wasser greift, so lautstark war das erste Helau der Isenburger Narren im katholischen Gemeindezentrum. Ein Jahr der fastnachtlichen Abstinenz war abgehakt.....' so schrieb das ‚Blättchen' damals.
Diesmal schwebte kein politisches Damokles-schwert über der Kampagne, diesmal durften wir so richtig nach Herzenslust feiern.
Bei der Eröffnung wurde klar, dass nicht nur die Schwarze Elf in diesem Jahr ein Jubiläum feierte, sondern auch der AKVN, der Ehrensenat und der Lumpenmontagsausschuss begingen ihren 25 jährigen Geburtstag.
Am darauffolgenden Samstag stieg die Eröffnung der Kampagne bei der Schwarzen Elf im Alfred-Delp-Haus. Wie immer wurde der Michi aus dem Sack geholt und erhielt seinen Ehrenplatz in der närrischen Runde. Orden gab es reichlich und selbstverständlich machte ‚unser Prinzenpaar' seine Aufwartung.
33 Jahre war die Schwarze Elf nun schon alt und das wollten wir in dieser Kampagne ausgiebig feiern. Wir hatten die bisherigen (runden) Geburtstage etwas stiefmütterlich behandelt und so sollte diesmal das närrische Jubiläum im richtigen Rahmen ablaufen.
Wir hatten am 17. Januar 1992 zur großen ‚akademischen' Feier ins katholische Gemeindezentrum von St. Josef eingeladen und alle, alle kamen. Der Saal war proppenvoll. Bürgermeister Robert Meier hatte die Schirmherrschaft für dieses Jubiläum übernommen und war sichtlich stolz über diese Ehre.
Die beiden ‚Gründer' der Schwarzen Elf, Pfarrer Norbert Bachus und Werner Koch, ließen in einem humorvollen Dialog die wichtigsten Statio-nen der Vergangenheit noch einmal Revue passieren.
Ein besonderer Orden war für diesen Anlass entworfen worden, der die Bindung der Schwarzen Elf an die drei katholischen Pfarreien symbolisieren sollte. Er wurde im Laufe des Abends an viele verdiente Fastnachter verliehen, die einen besonderen Beitrag zur Entstehung und Entwicklung der Schwarzen Elf in der Vergangenheit geleistet hatten.
Zur Unterhaltung trugen an diesem Abend die Elfchen mit einem bunten Schautanz, die Garde mit einem ungarischen Tanz sowie die Isenburger Sängerknaben mit ihrem inzwischen schon stadtbekannten Repertoire bei.
Wir sollten aus dem Feiern nicht mehr herauskommen.
Am Tag darauf feierte Horst Duhme seinen 60. Geburtstag im Alfred-Delp-Haus und das war schon eine eigene große Karnevalsveranstaltung. Der geborene Dortmunder, der 1965 nach Neu-Isenburg kam, war nach seiner Weihe zum Diakon 1973 zunächst vier Jahre in Wixhausen tätig ehe er danach die Gemeinden Heilig Kreuz und St. Christoph betreute. Die Offenbach Post schrieb damals über ihn: ‚Horst Duhme ist einer jener Narren, die nicht verletzen, aber auch nicht schweigen wollen, wenn es gilt, Kritik zu üben. Seine Vortragskunst löst nicht nur Heiterkeit sondern oft Nachdenklichkeit aus.'
Wieder einen Tag später war Prinzenempfang im Alfred-Delp-Haus und wieder war der Saal gerammelt voll. Mag sein, dass der eine oder andere an diesen drei Tagen gar nicht mehr nach Hause gekommen ist.
Auch hier darf man wieder das Engagement vieler Aktiver der Schwarzen Elf bewundern, die an diesen Tagen immer wieder im Einsatz vor und hinter der Bühne waren, ob Küche, Theke oder einfach als Organisatoren dieser Spektakel.
Große Narrensitzung in der Hugenottenhalle. Wir schreiben den 8. Februar 1992. ‚Reif für die Insel' ist das Motto des Tages und es wurde auf der Bühne durch zwei stilisierte Schiffe, einen mächtigen Vulkan und natürlich Seeräuber, Strandläufer, Urlauber und was es sonst noch so auf fernen Eilanden gibt, dargestellt.
Dieter Mark moderierte in seiner bekannt lässig komischen Art den Abend, der mit einer wahren Ordensflut begann; ein Tribut an das Jubiläumsjahr. Nicht nur die traditionellen Prinzenorden gingen an verdiente Aktive der Schwarzen Elf, auch die "Föderation Europäischer Narren", vertreten durch August Borgmann, überbrachte Ehrenteller und Orden.
Dann endlich wurde es lebendig auf der Bühne und die Minis begeisterten als kleine Chaplins das närrische Publikum. Den Büttenreigen eröffnete Horst Duhme als ‚Schwarzer Michel' im Zwiegespräch mit dem kleinen Maskottchen ‚Michi'. Der Bogen spannte sich von der Welt- zur Lokalpolitik, wo ein besonderer Schwerpunkt auf den straßenbaulichen Veränderungen in Neu-Isenburg lag.
"Bei der Schwarzen Elf ist der Kaplan ein Teufel" schrieb das ‚Blättchen' nach der Sitzung als Überschrift. Die katholischen Gemeindemitglieder erlebten ihren Kaplan Hermann Fuchs in einer ungewohnten Rolle als Teufel der sprach: "Verschreibt mir eure Sünden schnell, willkommen seid ihr all bei mir in der Höll". Schwarz-rot gekleidet und mit Hörnern sah er furchteinflößend aus.
Ein weiterer Höhepunkt kam mit Pfarrer Norbert Bachus als ‚Clown', der verkündete, dass er vom Bischof als Kirchenclown eingesetzt worden sei. Zum Abschluss verkündete er nach 33 Jahren seinen Abschied von der großen Bühne. Nicht enden wollenden Beifall gab es für den ‚Kirchenclown' und Präsident Dieter Mark merkte an: "Ein Stück Fastnachtsgeschichte geht".
Karl-Heinz Wiegand berichtete als ‚Busse Georg' von seiner Arbeit als ‚Gerichtsdiener' während Angelika Krämer als ‚Lotto-Geli' von ihren Erfahrungen als Lotto Gewinnerin und Neureiche erzählte.
Mit ihren Tänzen sorgten die Maxis und die Garde für Auflockerung, die Elfchen kamen als ‚Badenixen' und zogen eine ebenso tolle Schau ab wie das Männerballett, das als kesse Säuglinge, dick gewindelt' Rock'n Roll tanzte.
Ina und Wolfgang Paul hatten eine Schau auf die Beine gestellt, bei der allerlei Getier tanzend die Bühne beherrschte, Kannibalen auftauchten und dem Präsidenten Dieter Mark manche Gänsehaut über den Rücken jagten.
Die ‚Isenburger Sängerknaben' animierten mit ihren schmissigen Liedern das närrische Volk zum Mitsingen.
Danach der nahtlose Übergang in ein rauschendes Finale mit allen Mitwirkenden auf der Bühne, einem bunten Luftschlangenvorhang und vielen Luftballons im Saal.
Am Lumpenmontag konnten sich die Narren über herrlichen Sonnenschein freuen. Es war richtig schön, wieder einmal Fastnacht auf der Straße feiern zu dürfen. Die Jugend der Schwarzen Elf hatte das Motto auf den Wagen gepackt und eine kleine Insel mit Vulkan gebaut, in dem sogar eine Person Platz hatte. Die Elfer thronten in vollem Ornat auf dem Komiteewagen, der das Jubiläum der Schwarzen Elf bildlich darstellte.
Am Fastnachtsdienstag endlich konnten die Aktiven nach einer langen, ereignisreichen Kampagne beim Heringsessen die Saison ausklingen lassen. Noch einmal wurden alle Register der Fröhlichkeit gezogen bis dann endlich gegen Mitternacht die Orden abgelegt und der Michi wieder in den Sack zum wohlverdienten Sommerschlaf gesteckt wurde.