"Geisterschloss" |
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aufgezeichnet von Manfred Link
Eröffnung
Der „Michi“ ist aus dem Sack titelte die Stadtpost nach der Kampagneneröffnung der Schwarzen Elf: Endlich ist er wieder „aus dem Sack“, der „Michi“, närrische Symbolfigur der Schwarzen Elf. Vor zahlreichen Zeugen im restlos gefüllten Alfred Delp-Haus, darunter Ihre Tollitäten Sylvia I. und Patrick l. sowie viel politische Prominenz hat ihn Horst Duhme, Ehrenmitglied des Vereins, herausgelassen. Der Kampagne steht nichts mehr im Wege. Sie hat mit der Eröffnung bereits turbulent begonnen. Nach einem Gardetanz legte Heike Döbert los. Vielen ist sie vielleicht noch als Prinzessin Heike I. von der goldenen Schnipp-Schnapp-Schere (2001/2002) bekannt, aber jetzt ist sie verheiratet und gibt schon gute Ratschläge: „Halt dir lieber einen Hund statt zu heiraten“.
Der Vortrag von Wolfgang Paul, dem Sitzungspräsidenten, fiel zwar aus, aber dafür gab’s eine Tanzeinlage der besonderen Art: Die Tanzpartner wurden per Los bestimmt, es gab völlig ungewöhnliche Pärchen, und die, die zuschauten, waren begeistert von den mehr oder weniger gelungenen Darbietungen.
Als „Stadtstreicher“ ging sodann Stefan Ritzel in die Bütt, übers „Autofahren“ philosophierten Petra Holzmann und Regina Schmidt.
Neben den Orden für die anwesende Prominenz gab‘s an diesem Abend auch schon „richtige“ Orden: Manfred Döbert, Stefan Ritzel, Stephanie Holick und Thorsten Appel wurden für ihr Engagement mit der „Goldenen Flamme“ ausgezeichnet.
Den Schluss bildeten die Cappuccinos, die den Saal mit ihren bekannten Liedern noch einmal richtig aufmischten.
Sitzung
Mit Blitz, Donner und 11 Schlägen kündigte sich die Geisterstunde der Schwarzen Elf an. Kaum konnte man das Geisterschloss auf der Bühne erkennen und die schaurigen Gestalten, die sich dort herumtrieben, wurde auch schon das Prinzenpaar von den Garden in die Hugenottenhalle geleitet.
Das schaurigschöne Bühnenbild wurde wieder von unserem Kreativteam Joe Mannberger, Manfred und Sabine Link entworfen und mit Hilfe von anderen guten Vereins-Geistern gebaut.
Wolfgang Paul, Chef der Geister und Vampire, begrüßte Prinzessin Sylvia I. von Watzedonien und Prinz Patrick I. von der treffenden Kugel mit ihrem Prinzenbegleiter Claus Eichler, sowie den Watz Karl-Heinz Müller und Oberlump Marcus Letz.
Dann stürmten ca. 60 „Schlabbedengla“, eine Guggemusik aus Bruchsal, den Saal. „D’Schlabbedengla“ ist ein Flickenschuster, auf gut badisch sind sie also Schuhsohlen dengelnde, bauernschlaudurchtriebene, schalkhafte Nichtsnutze. Ihr Wappen ist „En alde Schlabbe“. „Meh wie schee“ (mehr wie schön), so der Slogan der 1. Bruchsaler Guggemusik, wenn die „heiße Phase“ beginnt und auf Straßen und Plätzen, in Kneipen und Hallen exakt der falsche Ton im richtigen Moment und das glitzernde Outfit vom Licht getroffen werden.
Litzi, der Vampir, versuchte ihren Blutdurst zu stillen. Dabei ist sie sehr wählerisch und bevorzugt eher die schlechten Menschen. Die schmecken am besten. Jedoch so grauslige Gesichter wie den Elferrat ließ sie eher links liegen. Da sind Bush, Putin, der Zwerg Nase und Gnom Berlusconi, aber auch die Koch-Schimäre aus Hessen schon schmackhafter. Auch auf Altkanzler Schröder hatte sie ein Auge geworfen. „Joschka hätt‘ ich gern gebissen, grünes Blut hätt‘ ich geleckt, doch der ist gleich ausgerissen und Trittin bestimmt net schmeckt.“ Bei unserem Bürgermeister fürchtete sie sich anzustecken: „Ständig liegt er auf dem Steiße, auf dem Knie und auf dem Bauch, wenn ich den ins Hälschen beiße, hol ich mir die Fallsucht auch.“ Das Protokoll stammte wieder aus der Feder von Günther Marx.
Als Engelchen und Teufelchen kamen die Minikids auf die Bühne gestürmt. Es schien so, als ob die Teufelchen die Engelchen so verwirrten, dass sie manchmal glatt den nächsten Schritt vergaßen. Zum Glück waren die beiden Trainerinnen Sabrina Knecht und Katrin Litzenberger immer in der Nähe. In diesem Jahr war ihre Aufgabe besonders schwer, da die Kleinen alle zwischen 4 und 7 Jahren sind. Die Großen sind inzwischen zu den Maxis aufgestiegen.
Die Minikids hatten in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: sie traten zum 22. Mal auf. Von den Minikids der ersten Stunde, damals Pilze und Zwerge, tanzten noch 5 junge Frauen in der Tanzgarde: Ina Gabriel, Stefanie Hehn, Sabine Link, Katrin Litzenberger und Silke Mickley. Vier von ihnen sind dazu noch Trainerinnen unserer Garden und eine baut das Bühnenbild mit. Sie wurden heute mit dem Michiorden geehrt, der für außergewöhnliches und langjähriges Engagement von der Schwarzen Elf verliehen wird.
Sandy Gutsche entdeckte die ersten Zeichen des Älterwerdens. „De eine Moin noch knusprig lecker, wie e frisch Brötsche beim Bäcker.....un plötzlich die 30 knapp überschritte, guckste moins in de Spieschel, guten Tag, wer ist das bitte?“ Das nagte an ihr und sie probierte Allerlei, um dem entgegen zu wirken. Sport, Kosmetik, Liften... “Des macht alles keinen Sinn, ich will so bleiben wie ich bin“. Da nimmt sie die Speckröllchen, das Doppelkinn, den nicht mehr so knackigen Po halt hin und auch die Cellulitis, obwohl sie meint, dass bei ihr „pro Dell a ganz Orange neipasst“. Sandy Gutsche, ein neues Talent bei der Schwarzen Elf. Sie hatte ihren Vortrag selbst geschrieben.
Eine Polka mit einer schwierigen Choreographie, einer mitreißenden Musik, perfekt dargeboten von den 12 jungen Damen der Polkaformation der Schwarzen Elf, ließ das Publikum toben. Verantwortlich für diese tolle Leistung waren Ina Gabriel und Stefanie Hehn, die auch beide mittanzten. Vier Mädels aus der Garde wurden für 11 Jahre Tanzen mit dem Goldenen Vlies geehrt: Julia und Sabrina Knecht, Nathalie Lindig und Sandra Senft.
Isseborsch braucht eine Prinzessin, und wer anders als Thorsten Appel konnte dies sein? Noch letztes Jahr wollte er als Mann die Verhaltensweisen der Frau am eigenen Körper ausprobieren. Das war ihm nicht genug, deshalb setzte er dieses Jahr noch Einen drauf und wollte Prinzessin in Isseborsch werden. Den Prinzen dazu hatte er sich natürlich auch schon ausgeguckt, kein Geringerer als unser Bürgermeister Oliver Quilling sollte es sein. Da so ein Prinzenpaar erst mit dem richtigen Prinzenpaarbegleiter komplett ist, wurde kurzerhand noch der Erste Stadtrat Herbert Hunkel zwangsverpflichtet. Nun musste das neue Prinzenpaar natürlich auch auf alle Feste und Sitzungen, um dort kräftig mitzutrinken und zu tanzen. Der Bürgermeister, da schon älter als die „Prinzessin“, tanzte eher einen Foxtrott, die neue „Prinzessin“ einen Rock‘n Roll. Wie konnte das zusammen passen? Die künftige Prinzessin von Isseborsch ließ da keine Fragen offen.....
Jetzt wurde es echt gruselig. Ein Friedhof erschien aus dem Nebel. Gräber öffneten sich und allerlei schaurige Gestalten begannen zu tanzen. Braut und Bräutigam, Tod und Teufel, Werwolf und ein sinnlicher Vampir trafen sich zur Geisterstunde. Eine tolle Idee, die Ulrike Fröls hier mit den Elfchen der Schwarzen Elf umgesetzt hatte.
Dann kamen altbekannte Büttenstars in einer neuen Zusammensetzung: Florian Liedtko als Enkel, Thomas Kraus-Litzenberger als Vater und Stefan Ritzel als Opa. „Ein geistreiches Trio“. Klar, dass bei dieser Konstellation kein Auge trocken blieb und es zu allerhand Missverständnissen kommen musste!
So wurde zum Beispiel heftig über Sport im Allgemeinen diskutiert und ob dieser auch aktiv betrieben werden muss und wie die Chancen des geliebten Nachbarn Holland bei der WM einzuschätzen seien. Über die Angst um die zukünftige Rente kamen die Drei schließlich auch zur ersten Freundin des Enkels. Allerhand Missverständnisse gab es auch bei Begriffen wie Pigmente - waren das jetzt die kleinen Menschen, die Punkte auf der Haut, wenn man braun wird, oder doch das Papier der alten Griechen? Oder handelte es sich dabei eher um das berühmte Pergament? Unsere Drei hatten auf Alles eine Antwort.
Mary Poppins und der Schornsteinfeger, beide gleich in mehrfacher Ausführung, hatten sich in das Geisterschloss verirrt. Unbekümmert tanzten sie zur fröhlichen Musik des Musicals. Silke Mickley und Sabrina Knecht hatten diesen wunderschönen Tanz mit den Maxis einstudiert.
Die Showgruppen-Stars standen am Himmelstor und brachten Petrus alias Stefan Ritzel zur Verzweiflung. Er hatte alle Hände voll zu tun mit den Stars, die sich im Wartesaal des Himmels eingefunden hatten, um ihn von ihren Qualitäten zu überzeugen. Natürlich durfte hier nicht Jeder rein, denn es gab schließlich strikte Anweisungen vom Chef.
Bei dieser Show wurde uns bewusst gemacht, dass es Stars gibt, die zwar leider nicht mehr unter uns weilen, aber sich dennoch mit ihren Hits in unser Gedächtnis gebrannt haben und unsere Hüften auch heute noch in Bewegung bringen.
Da dürfen Buddy Holly, Marika Rökk, Bob Marley, Marilyn Monroe und Janis Joplin nicht fehlen. Auch Falco und Elvis Presley wurden an diesem Abend wieder zum Leben erweckt. Doch aufgepasst…hin und wieder versuchen sich noch lebende Künstler wie Nena, DJ Bobo oder Michael Jackson in den Himmel zu singen. Am Ende zelebrierten die 16 Mitglieder mit dem Publikum gemeinsam den alten Hit „Heaven is a place on earth“, um dann doch festzustellen, dass wir Alle, Alle in den Himmel kommen.
Jutta Eichler kam mit ihrem Schawellsche als kleinster Geist auf die Bühne. Sie erzählte von ihrer schweren Kindheit und auch dem jetzigen Leben, wo sie immer für alles zu klein war oder ist. Nur in der Liebe stellte sie fest, sind „die Klaane net schlecht“. „Da könne Sie den Herrn Nöske mal frage, denn sei Frau dut über sei Größe aach net klage.“
Die Cappuccinos hatten sich auch in diesem Jahr nicht lumpen lassen und sich neue Texte ausgedacht, mit denen sie ihr Publikum zum Mitsingen, Mitlachen und Klatschen anregen wollten. Der Chefgitarrist Wolfgang Paul, Thorsten Appel, Stefan Ritzel und Thomas Kraus-Litzenberger, seit diesem Jahr der kleine Flötist, wollten in diesem Jahr mit ihren Hits beim Grand Prix antreten, denn sie fanden „des is des Schönste was es gibt - de Grand Prix“ (Melodie: Ein Freund, ein guter Freund). Was die Kölner haben, darf auch in Isseborsch nicht fehlen! Deswegen sangen sie auf Viva Colonia den neuen Hit: „Ja hier geht was ab un mir mache dorsch, hier bei uns in Isseborsch, mir feiern hier Fassnacht un des des ganze Jahr, Helau is bei uns immer Trumpf, des is doch sonnenklar!“ Natürlich wurde auch wieder über den Äppelwoi, den Lumbemondaach und die Issebojer Fassnacht musiziert.
Mit ihren zarten, wenn auch nicht immer ganz harmonischen Stimmen sowie mit ihren schwungvollen und lustigen Texten erfreuten unsere Cappuccinos das Publikum und spätestens bei der neuen Version von La Cucaracha hatte Jeder diese vier Jungs lieb gewonnen. Was man mit ihnen alles machen kann, berichteten sie in ihrem neuen Song „Pure Lust am Leben“.
Martina Liedtko hatte beim Senatsball eine Erlebniswoche beim Biathlon in Oberhof gewonnen. Doch statt der erhofften Wellness mit Luxusmenu musste sie selbst in die Loipe und bekam nur einfachste Bohnensuppe. Aber Rico Groß übernahm persönlich ihr Training. Die Bohnensuppe trieb sie zu ungewöhnlicher Schnelligkeit an. „Jed´ aanzel Bohn´, es war der Wahn, trat in meim Bauch ihr Arbeit an.“ Im Schießen schien alles schief zu laufen, obwohl da auch noch ein Schutzengel eingriff. Mit ein paar Tricks und der letzten Bohn von der Supp hatte sie, ohne es zu merken, Alles ins Schwarze getroffen. Und von einem Wölkchen winkte verschmitzt der Schutzengel zu, der kein Anderer als unser Willi Gehrling ist. Tinchen vom Siegesschnaps beseelt: „Willi, rief ich unverdrosse, danke, dass ich so geschosse!“
Martina Liedtko, die mit ihren selbst verfassten und gelebten Vorträgen seit Jahren ein Markenzeichen der Schwarzen Elf ist, wurde mit dem Goldenen Vlies geehrt.
Jedes Jahr aufs Neue ein Erlebnis der besonderen Art - unser Männerballett. Dieses Mal mit der Inszenierung des Musicalwelterfolgs „Cats“ - „Katzen“.
Doch anders als bei der großen Vorlage mit realitätsfremden Londoner Designerkatzen zeigte das Männerballett die originalen, authentischen, echten Isenburger Hinterhofkatzen. Putzige und schmutzige, feiste und dreiste Gesellen, echte Isenburger eben. Eine schnurrende und fauchende Bande in ihrer natürlichen Umgebung, dem Ghetto der Isenburger Gassen und Höfe.
Erzählt wurde die Geschichte der alternden Katze Mikebella, die keinen Kater mehr hinter der Mülltonne hervorlockt. Die Jugend dahin – die Zeit hat ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Einst war sie eine bezaubernde, hinreißende Schönheit, doch ein frisches, blutjunges Kätzchen namens Joerginha hat längst ihre Stelle eingenommen.
Doch einmal im Jahr – auf dem großen Miez-Miez-Ball – gibt es für Katzen wie Mikebella die große Chance auf ein neues Glück. Einmal im Jahr, wenn eine Isenburger Katze ein neues Leben erhält.
Nachsatz: Das Publikum war fassungslos, erschüttert und in einem Meer von Tränen der Rührung und des Jubels selig entschwommen.
Anschließend wurde Rainer Litzenberger für 22 Jahre Männerballett mit dem Michiorden geehrt.
Schwarze Gestalten mit Totenmasken stiegen aus dem Nebel auf die Bühne. Das Blut gefriert in unseren Adern. Als „doch nicht tot“ präsentierte sich die Schautanzformation Funtasia der Schwarzen Elf. Die Gestalten verloren immer mehr von ihrem schaurigen Aussehen und sehr lebendige junge Frauen tanzten dann zu „Fame, we gonna live forever“. Ein toller Abschluss und Höhepunkt der Geisterstunde der Schwarzen Elf. Einstudiert wurde dieser Tanz von Stefanie Hehn und Ina Gabriel.
Beim großen Finale kamen alle auf die Bühne und gemeinsam wurde unser Lied, das die Isenburger Sängerknaben für Neu-Isenburg geschrieben haben, der „Lumbemondaach“ von Allen auf und vor der Bühne unter der Begleitung von Altsängerknabe Norbert Engl gesungen. Die Kapelle „NoName“ spielte anschließend zum Tanz und in der Sektbar konnte über das Gesehene resümiert werden.
AKVN-Gemeinschaftssitzung
Offenbach Post vom 23.2.2006:
Ein Schalk für Hermann Frank
Früher war die närrische Sitzung am Sonntagnachmittag die „Seniorensitzung“, weil sie sich vor allem an ältere Menschen richtete, die abends nicht mehr aus dem Haus wollten oder konnten. Die Zeiten sind vorbei: Mittlerweile gehört die Gemeinschaftssitzung zu den beliebtesten närrischen Angeboten, denn jeder der karnevaltreibenden Vereine in Neu-Isenburg steuert die Höhepunkte aus seinem Programm bei. So war die Hugenottenhalle am Sonntagnachmittag restlos ausverkauft. Auch der Elferrat (ihm saß Werner Krause vor) wird von den Vereinen gemeinsam gestellt. Da zeigten die „Watzedonier“ ihren Gardetanz. Thorsten Appel von der „Schwarzen Elf“ gab das „Prinzesschen“. Nach einem indischen Tanz (Showtanz-Formation der Watzedonier) kam eine „Biathletin“. Biathlon ist ja zurzeit in, und Martina Glagow (pardon) Liedtko von der Schwarzen Elf konnte so manches aus ihrem Sportlerleben berichten. Die „Alpenländler“ der Kümmler waren noch genau so fit wie am Abend zuvor, als sie ihre Show ebenfalls gezeigt hatten. Einen Paartanz boten Irini Courti und Dennis Müller, Viola Schäfer stellte sich als „Dicke“ vor und Horst Knippel als „junger Alter“. Natürlich durfte auch ein Männerballett nicht fehlen, in diesem Fall zeigten die Watzedonier „Südsee-Improvisationen“. Die Maxi-Garde der Schwarzen Elf präsentierte ihren Tanz „Mary Poppins. Werner Krause, langjähriger Vorsitzender des AKVN, ist natürlich nicht irgendeiner, aber exakt so hieß sein Vortrag: „Irgendeiner“. Mit einem Tanz aus dem „Schwanensee“ durch die Eulenspiegel-Garde der Watze und Gesang der Kümmler endete das bunte, teilweise turbulente Programm.
Einen der Höhepunkte gab‘s in der Mitte des Programms: Bürgermeister Oliver Quilling verlieh den „Schalk von Isenburg“. Es handelt sich um die höchste Auszeichnung in der Isenburger Fassenacht, jedes Jahr sieht der „Schalk“ anders aus. Wer ihn bekommt, wird streng geheim gehalten. Als aber in diesem Jahr der „Watz“ Karl-Heinz Müller den AKVN-Vorsitzenden Hermann Frank, derzeit gesundheitlich leider angeschlagen, eigens von zu Hause abholte und ihm sagte: „Tausch deine Trainingshose gegen angemessene Kleidung“, da war klar: Hermann Frank erhält den diesjährigen „Schalk von Isenburg“. Der Bürgermeister lobte die vielfältigen karnevalistischen Aktivitäten Franks. Er war ab 1985 viele Jahre der „Oberlump“, neben dem „Watz“ Symbol der Isenburger Fassenacht, er koordiniert seit vielen Jahren das Linsensuppenessen, war Mitbegründer des FBIK, seit vier Jahren ist er Vorsitzender des AKVN. „Überall, wo es was zu tun gibt, ist der Hermann dabei“, sagten seine Freunde. Hermann Frank war sichtlich gerührt. Alle wünschten ihm, dass er bald wieder ganz gesund werde und im Karneval weiter machen kann.
Hermann Frank starb ein Jahr später am 26.3. 2007.
Lumpenmontag
Ganz Watzedonien trotzt der Kälte
(Frankfurter Rundschau vom 28.2.2006)
„Brrr!“ „0hhh!“ „Ahhh!“ Die Gardetänzerinnen der Schwarzen Elf bibbern und zittern vor Kälte. Es ist um den Gefrierpunkt, als sich gegen 14 Uhr der Lumpenmontagszug an der Ecke von Carl-Ulrich und Frankfurter Straße in Bewegung setzt. „Wir tragen drei, vier Strumpfhosen übereinander“, verraten die Mädchen, „damit wir es in den kurzen Röcken überhaupt hier draußen aushalten.“ Und am übrigen Körper sei noch jede Menge Zeitungspapier versteckt. „Ein Geheimtipp, eine tolle Isolierung.“ Watzedonien, wie Neu-Isenburg in der fünften Jahreszeit heißt, fröstelt. Schräg gegenüber, auf dem Daimler-Benz-Oldtimer, dem Gefährt des Ehrensenats, geben auch die Senatorinnen und Senatoren des Karnevals zu, dass sie sich ein bisschen der Lage anpassen mussten. Bürgermeister Oliver Quilling, mit Frack und Zylinder ebenfalls hoch auf dem grauen Wagen, sagt, er trage für alle Fälle unten drunter gegen die Kälte lange Sportkleidung. Prinzessin Sylvia I. (Mehlhase), die mit ihrem Prinzen Patrick I. (Hof) auf dem Fahrzeug der Majestäten kräftig schunkelt, erzählt, „dass wir nun dadurch müssen“. Es bleibe ihnen nichts anderes übrig, „als uns warme Gedanken zu machen“. Patrick I. will nicht verschweigen, „dass wir nur diese Sachen aus dünnem Samt tragen“.
Ihr Rezept lautet, auf dem Wagen möglichst immer in Bewegung zu bleiben und dem Neu-Isenburger Narrenvolk (“Iseborch helau!“) zuzujubeln. Das hat sich an den Straßenrändern versammelt. Tausende stehen an der „Frankfurter“ und in den kleineren Gassen auf dem Weg zur Hugenottenallee, wo sich die 72 Gruppen und Wagen des Lumpenmontagszugs wieder auflösen. Babbeln ohne Punkt und Komma. Der Watz (Karl-Heinz Müller) und der Oberlump (Markus Letz) lassen sich - so will es die Tradition - als Kultfiguren der örtlichen Fastnacht im überdimensionalen Ebbelwoiglas und im Mega-Bembel durch die City kutschieren. Fast ohne Punkt und Komma babbeln sie über Gott Jokus und die Welt. Marc Müller, der Junior vom alten Watz, sorgt unten dafür, dass dem bunt lackierten Magirus-Deutz-Lastwagen von 1954 mit dem hohen Aufbau samt Watz und Oberlump keiner in die Quere kommt. Er gibt am Rande zu, „dass es immer schwerer wird, für solch einen ehemaligen Feuerwehrwagen noch passende Reifen zu bekommen“.
Die Schwarze Elf hatte passend zu ihrem Motto „Geisterschloss“ einen Wagen mit Hexen, Geistern und Vampiren kreiert. Franz Holick thronte als „Dr. Frank N. Furter“ über den übrigen schaurigen Gestalten.
Heringsessen
Wieder einmal neigte sich eine Kampagne ihrem Ende zu. Viele der Isenburger Narren waren langsam an ihrer Leistungsgrenze angekommen. Ein Höhepunkt stand aber noch bevor: das Heringsessen bei der Schwarzen Elf.
Die „Küchenmäuschen“ um Anette Weckmüller (Doris Engl, Ulrike Fröls, Antonia Giersch, Iris Mannberger sowie Heidi Knecht) hatten wieder die leckeren Heringe zubereitet.
Das Programm der Schwarzen Elf war wieder Spitze. Die Maxis präsentierten noch einmal ihren Kampagnetanz. Aus Dörnigheim, genauer gesagt von der Karnevalsabteilung Blau-Weiß der Freien Turner Dörnigheim, kam eine große Abordnung einschließlich des Prinzenpaares. Sie steuerten ebenfalls zwei Beiträge zum Programm bei. Die Garde sorgte für ausgelassene Stimmung, so dass Prinzessin Sylvia I. von Watzedonien und Prinz Patrick I. von der treffenden Kugel mit ihrem Prinzenbegleiter Claus Eichler mit großem Hallo begrüßt wurden.
Die Cappuccinos heizten dem närrischen Volk mit eigenen Liedern und den Hits der Isenburger Sängerknaben heftig ein.
Zum Schluss der Abgesang: Horst Duhme zelebrierte das Fastnachtsende in gewohnter Weise mit Kerzen und viel Pathos, der Michi wanderte wieder in seinen Sack und die Narren im Saal entledigten sich ihrer Orden und Ehrenzeichen.
Die Fastnacht 2006 war zu Ende.