Im Jahr der "Elf" |
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aufgezeichnet von Hermann Bremser und Manfred Link
Ende des Jahres 1980 bekam die Schwarze Elf ein verlockendes Angebot:
Anstelle des herkömmlichen Programmheftes sollte eine Fastnachtszeitung im neuen Stil erstellt werden, die ‚Elf'', abhängig und parteilich. Sie war ein voller Erfolg in Aufmachung und Berichten, Witzen und Anekdoten. Redakteure und Herausgeber der im Stil einer bekannten Boulevard-Zeitung gestalteten Zeitschrift waren Joachim Bremser und Klaus Reinhardt. In der Monatsausgabe vom 23.2.1981 setzte sich die Offenbach-Post mit einer amüsanten Glosse mit der "Neuerscheinung" auf dem Zeitschriftenmarkt auseinander, einer Zeitung, wie es sie so noch nicht und auch später nicht wieder gegeben hat.
Der 21. Februar 1981 war der große närrische Festtag der Schwarzen Elf. "Fassenacht nach Art der Schwarzen Elf" überschrieb das heimische Anzeigenblatt seinen Bericht vom 24. Februar über die Narrensitzung. Und weiter: "Stimmung und gute Laune vermittelte die Prunksitzung der Schwarzen Elf, die in der Hugenottenhalle am letzten Samstag über die Bühne ging. Da wurde geistvoll witzig parliert und nicht geklotzt, da wurden nicht nur karnevalistische Ausflüge in die große weite Welt gewagt und Anleihen bei der 'großen Politik' gemacht, sondern in erster Linie das örtliche Geschehen unter die Lupe genommen und zwischendurch auch das, was sich in den Pfarreien abspielte, aus Narrensicht betrachtet".
Aber eins nach dem anderen. Fanfarenklänge eröffneten die Sitzung. Es spielte der Fanfarenzug der "Hugos" unter der Leitung von Ludwig Noll. Danach trat der Musikzug der "Hugos" unter der Leitung von Ludwig Eustachius Eichholz an und brachte die richtige Einstimmung. Aus den Reihen der Musiküsse wurde der langjährige Karnevalist der Schwarzen Elf, Willi Gehrling, zum Ritter des Goldenen Vlieses geschlagen und erhielt den Ehrennamen ‚Ritter Willi von und zu Frohnatur'.
Ja, sie waren alle wieder da. Horst Duhme, der Protokoller, erwies sich einmal mehr als Meister seines Fachs. Pfarrer Norbert Eisert, früher Kaplan in Neu-Isenburg, trat als der große Bajazzo auf, Er sang eine Hymne auf die Schwarze Elf, ferner eine Dekanshymne, in der der Pfarrer und Dekan Oswald Klein kräftig durch den Kakao gezogen wurde. Zum Abschluss schmetterten die Pfarrer Eisert und Norbert Bachus ein Lied von den Hähnchen vom Delp-Haus, die die besten der Welt seien.
Die anwesenden Ehrengäste begrüßte der Sitzungspräsident Hermann Bremser mit dem .... sinnigen Satz: "Der Fürst riss heuer einem Rind klammesheimlich ein Büchel krauses Haar aus, um es frank und frei dem roten Eichhorn als Eichlersatz zum Fraße vorzuwerfen". Freundlich begrüßt wurde hingegen der Isenburger Opernsänger Erhard Weis, der das närrische Geschehen der Schwarzen Elf in den Anfangsjahren aktiv mitgestaltete.
Endlich ein optischer Höhepunkt, die Tanzgarde der Schwarzen Elf. Nach einer eindrucksvollen Vorstellung (Melodie: Prestissimo-Galopp von Emil Waldteufel), für die Angelika Obach und Ingeburg Bremser die Choreographie erarbeiteten und den Tanz mit den Gardistinnen einstudierten, erhielt Sibylle Neeb für 7 Jahre aktive Mitwirkung die Goldene Flamme. Neben Sibylle tanzten Martina Breunig, Ina Gablenz, Anja Grünes-Braun, Jutta Mohr, Dagmar Seitz, Sabine Schmidt, Caterine Wiesenfarth, Ingeborg Wilz und später im Schautanz Margit Ohmann.
Nicht fehlen durfte natürlich Beate Gerecht, unser hoffnungsvoller Nachwuchsstar, die als Punker Maria viel Beifall erhielt und in ihrem Vortrag eine ganze Menge an närrischen Knallkörpern versteckt hatte. Andrea Janovsky assistierte gekonnt.
Als Finthener Feuerwehrmann kostümiert erzählte Pfarrer Norbert Bachus vom Papstbesuch in Mainz-Finthen, der buchstäblich ins Wasser gefallen sei. "Er reizte mit seinem Vortrag die Lachmuskeln", schrieb die Offenbach Post am 24.2.1981. Musikalische Akzente setzten alsdann die Sachsenhäuser Bergspatzen, die eine temperamentvolle Schau, genannt "Karneval in Rio" auf die Bühne brachten. Der gut aufeinander abgestimmte Chorgesang fand freundlichen Beifall.
Ein Kabinettstück besonderer Art war der Vortrag von Dieter Mark, der den Alten Fritz mimte und zur Isenburger "katholischen Fastnacht inzwischen genauso gehört wie Karl Vey zur SPD" (Offenbach-Post vom 24.2.). Zunächst erhielt er Beifall vom närrischen Publikum für die diesjährige Verleihung des "Sterns von Isenburg", eine Auszeichnung, die der Erzkarnevalist sich wahrlich verdient hat. Er ist übrigens nach Hermann Bremser und Pfarrer Norbert Bachus der dritte Träger der höchsten Isenburger karnevalistischen Auszeichnung in der Schwarzen Elf. Als Lohn für seinen exzellenten Vortrag durfte er, der Alte Fritz, das Isenburger Prinzenpaar in die Narrhalla führen. Zu Ehren von Prinz Peter I. von Großwatzenhausen und Prinzessin Christiane I. von fliegenden Teppich tanzte die Tanzgarde der Schwarzen Elf einen berückenden Schautanz nach der Melodie "War of the World".
Ein weiterer Höhepunkt schloss sich an, der Vortrag vom Sacke Karl; Karl Sack heißt er, ist im weiten Umland bekannt und wohnt seit einigen Jahren in Neu-Isenburg. Er ist Präsident der "Sterncher" von Niederrad und brachte in seinem Vortrag viel Lokalkolorit. Auch verriet er seine guten Kenntnisse in der Isenburger Gastronomie. Die Offenbach-Post schrieb: "Name: Sacke-Karl; Wohnort: Neu-Isenburg; Besondere Kennzeichen: stahl den anderen die Schau. In der Tat sollten sich Isenburgs Karnevalisten diesen Eingeplackten mit den lockeren Sprüchen warm halten. Er war nämlich ein echter Knüller am Samstagabend bei der großen Prunksitzung der Schwarzen Elf im ausverkauften Saal der Hugenottenhalle".
Und noch einmal ging es musikalisch zu. Die Helisingers, ein Gesangsquartett mit Ingeburg Bremser, Liesel Klaeser, Hedi Mierzovsky und Angelika Obach, am Klavier begleitet von Helga Bernhard, sangen über die Fastnacht der Schwarzen Elf und zeigten sich als emanzipierte und schlagkräftige Damen mit Nudelholz und Flasche. Ein gelungener Vortrag, mit viel Beifall bedacht.
Gertrud Haag beschloss die Reihe der Vorträge mit einer mit viel Humor angefüllten Schilderung ihres Urlaubs an der See. Zum Finale kam das Männerballett der Schwarzen Elf, genannt die Gouda-Girls. Es tanzte, wiederum einstudiert von Ingeburg Bremser und Angelika Obach, den Holzschuhtanz aus Zar und Zimmermann von Albert Lortzing und ließ noch einmal die Wogen des Vergnügens und des Beifalls überschwappen.
Es war ein gelungener Abend mit viel Witz und Esprit. Er hat nach der Art , wie die Schwarze Elf ihre Narrensitzungen gestaltet, viel Anklang und Applaus geerntet. Mit dazu beigetragen hat die Kapelle, das Allegro-Quartett, die nach der Sitzung noch zum Tanz aufspielte.