"Schlumpfhausen" |
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aufgezeichnet von Manfred Link
Die Durststrecke, von der am Schluss des letzten Kapitels die Rede war, fällt bei der Schwarzen Elf nicht ganz so dramatisch aus. Zunächst ist man erst einmal froh, dass der "ganze Trubel" endlich vorbei ist. Dann aber wirft man sofort den Blick nach vorne denn es stehen immer wieder Aktivitäten an, die mit dem närrischen Karneval nicht so viel zu tun haben aber doch sehr wichtig für den Verein sind.
Da müssen Wagen abgebaut werden, Kostüme eingelagert und die vielen anderen Sachen wieder an ihre angestammten Plätze gebracht werden. Da werfen schon bald die Vorbereitungen für das Altstadtfest die Schatten vor-aus. Anschließend gibt es diverse Sommerfeste und Veranstaltungen, die das allgemeine Vereinsleben ausmachen.
Und schwups.... steht sie wieder vor der Tür, die Fastnacht, völlig überraschend. "Der träumt doch" werden natürlich jetzt viele Karnevalisten sagen, wir arbeiten doch das ganze Jahr an der Vorbereitung. Das ist richtig und doch kommt der 11. November, wenn schon nicht überraschend, so doch meistens viel zu früh noch dem Stand der aktuellen Vorbereitung.
Halt, hier schreibt doch der Chronist, was war denn eigentlich los? Nun, vom Altstadtfest kann ich nur berichten, dass es in altbewährter Weise abgelaufen ist mit unserem Stand in der Kronengasse. Durch die vielen eifrigen Helfer konnte es auch ein finanzieller Gewinn für den Verein werden.
Im August veranstaltete die Schwarze Elf ein Sommerfest, bei dem eine Fahrradrallye der Höhepunkt war. Wie schon einige Jahre zuvor wurde wieder der Wanderpokal des Vereins ausgelobt und in diesem Jahr von der siegreichen Familie Holzmann (Petra, Dieter, Diana und Marc) gewonnen. Weitere Preise gingen an die folgenden Mannschaften. Außerdem gab es noch einige unterhaltsame Spielchen, an denen Kinder wie Erwachsene viel Freude hatten.
Dann war er aber doch da, der 11. November und die Narren sammelten sich wieder, diesmal im Katholischen Gemeindezentrum. Es ist zwar immer das gleiche Ritual doch jedes Mal wieder spannend und aufregend. Wer wird das Prin-zenpaar werden? Haben wir überhaupt ein Prin-zepaar? Wer bekommt den Stern von Isenburg?
In diesem Jahr hatte das Prinzenpaar eine besondere Beziehung zur Schwarzen Elf, ohne dass die Schwarze Elf an der Wahl irgendwie beteiligt war. Dazu muss man etwas tiefer in die Geschichte des Vereins zurück blicken und wer könnte dies besser als unser Ehrenpräsident Hermann Bremser, der folgendes schrieb:
"UNSER PRINZENPAAR Prinzessin Waltraud I. vom klingenden Kirchturm und Prinz Jürgen I. Lumpenmontagshüter von Großwatzenhausen.
Was ? - schreit da empört 99% der Isenburger Bevölkerung auf. Ist das Paar denn nur für die Schwarze Elf gekürt worden?
Nein, natürlich nicht. Und trotzdem .. unser "Anspruch" basiert auf der Mendelschen Vererbungslehre. Habt Ihr denn nicht in der Schule aufgepasst? Na dann hört wenigstens heute mal zu! (Vielleicht habt Ihr meckernden Leute noch nichts von der Isenburger Narrenhistorie mitbekommen.)
Mit bürgerlichen Namen heißen der Prinz Jürgen Janovsky, die Prinzessin Waltraud Janovsky, geb. Seredzun.
Der Opa der Prinzessin hieß Richard Bähr, saß mit seiner klugen und wertvollen Stimme immer ratgebend 11 Jahre im Elferrat der Schwarzen Elf, brachte überdies gemeinsam mit Karl Reinhardt über Jahre im Zwiegespräch das Kabinettstückchen "Remi und Demi" auf die Narrenbühne. Zudem war er uns handwerklich eine große Stütze und, und, und..... Die Isenburger Altkarnevalisten und Vereine werden sich seiner erinnern.
Des Prinzen Vater Heinrich Janovsky saß ebenfalls bei uns im Elferrat, seit Gründung 1960 bis 1965. Danach sang er mit seinem wohltönenden und voluminösen Bass im Narrenchor und solistisch, was der Schwarzen Elf Sitzung Glanz verlieh.
Auch die Muttis beiderseits waren in der Schwarzen Elf aktiv: Die Mutter der Prinzessin, Irmgard, und die Mutter des Prinzen, Irene, tanzten beide 1964 in der ersten Tanzgarde der Schwarzen Elf.
So, habt Ihr jetzt kapiert, warum wir von
u n s e r e m Prinzenpaar sprechen?
Jetzt sage noch eine/r, es gäbe keine karnevalistischen Individuen mit gemeinsamen karnevalistischen Genen. Keine Wortmeldung? - So, dann Schluss.
Ihr aber, prinzliche Hoheiten, fahrt hin im närrischen Gewässer, Eurem Erbgut!
Zwei neue Sterne am Isenburger Narrenhimmel gab es an diesem Tag: Walter Bechthold (Narrengilde) und Willy Guckelsberger (Senat). Beide wurden für ihre Verdienste um den Isenbur-ger Karneval mit dem Stern von Isenburg aus-gezeichnet.
Schon zwei Tage später trafen sich viele wieder im frisch renovierten Alfred-Delp-Haus zur traditionellen Eröffnung. Endlich konnte der Michi wieder aus seinem Sack geholt werden. Welchen Stellenwert der Karneval, aber auch die Schwarze Elf, in Neu-Isenburg hat, zeigte sich wieder einmal an der Polit-Prominenz, die sich im Alfred-Delp-Haus einfand. Bis auf den Bürgermeister waren alle da - vom Ersten Stadtrat Herbert Hunkel und mehreren Magistratsmitgliedern über die Chefs sämtlicher Rathausfraktionen bis hin zu den Parteivorsitzenden. Auch das Prinzenpaar war gekommen und wurde von den zahlreichen Närrinnen und Narren begeistert empfangen. Begleitet wurden sie von Harald Streb und Jörg Knitter, die sich die Prinzenbegleitung in der Kampagne teilten. Außerdem kam als Standartenträger der kleine René Siebert. Fehlen durften auch nicht der Watz samt Oberlump.
Es gab wieder viele Orden an diesem Abend und schöne Büttenreden. Pfarrer Norbert Bachus machte den Anfang mit lustigen Sprüchen über die Jahreszeit des Gott Jokus, die "fünf Heiligen" (der Vorstand) kamen in weißer Vermummung und Willi Gehrling berichtet über seine Erfahrungen beim "Kleiderkauf". Horst Duhme ließ den Michi wieder aus dem Sack und Günter Marx stieg als "Lehrer" in die Bütt. Für eine Tanzeinlage sorgten die "Flashlights" und für die Musik (neben der Einmann-Kapelle) die Sängerknaben.
Wir kommen ins Fernsehen, hieß es im Januar 2000. Die Schwarze Elf in aller Munde?. Welch ein Triumph!? Bescheiden, Schwarze Elf. Was war los? Wir hatten eine Einladung vom Offenen Kanal in Offenbach, die auch unsere Sitzung aufnehmen und später in einer Zusammenfassung ausstrahlen wollten. Der Isenburger Medienschaffende Andreas Kronhart hatte dies organisiert. Beim OK konnten wir den Verein als solches in einer kurzen Vorstellung präsentieren und unsere Garde konnte, trotz enger Studioverhältnisse, ihr Können zeigen.
"Die Schwarze Elf kam schon blau auf die Bühne" titelte die Frankfurter Rundschau am 22. Februar über die Sitzung der Schwarzen Elf in der Hugenottenhalle.
Blaue Gesichter unter riesigen weißen Zipfelmützen, Minischlümpfe, singende Schlümpfe und Schlümpfe in der Bütt. Die Schwarze Elf schlumpfte für ihre 2000er Sitzung ein tolles Programm zusammen. Mehr als 600 Narren wa-ren wieder in die Hugenottenhalle gekommen (ausverkauft).
"Wie die auf das Motto ‚Schlumpfhausen' gekomme sin weiß ich aach net. Vielleicht wollte die Elfer zur angeblichen Jahrtausendwende mal so richtig Farbe bekenne, zeige, was se's ganze Jahr lang sin: blau" schrieb der Michi (alias Horst Duhme) im Programmheft der Sitzung.
Zunächst heizte der Präsident Wolfgang Paul als "Papaschlumpf" dem Publikum mal richtig ein; unterstützt von vielen kleinen Minischlümpfen die durch den Bühnenvorhang gekrabbelt kamen.
Als dann der Vorhang aufging, konnten die Besucher ein wunderschönes Bühnenbild bewundern, das von vielen fleißigen Helfern des Vereins in den letzten Wochen gemalt worden war. Nach der Begrüßung und dem Einzug des Prinzenpaares (statt allgemeiner Begrüßungsworte brachte Prinzessin Waltraud I. eine musikalische Einlage) eröffneten die Minikids mit einer Schlumpfenrevue den närrischen Reigen. Die älteren der Gruppe begeisterten mit einem Polkatanz.
Gudrun Litzenberger zog das Publikum mit ihrem frei vorgetragenen Protokoll in den Bann, das von Günter Marx geschrieben war und u. a. vom Spendensumpf und von der Isenburger Einigkeit beim Flughafen handelte.
Elf Mädels der Garde brachten einen nahezu perfekten Polkatanz, der mit viel Applaus bedacht wurde.
Steffen Link kam als "Skateboardfahrer", berichtete von seinen misslungenen Versuchen, das Skateboardfahren auf öffentlichen Straßen zu lernen und hatte die Lacher auf seiner Seite, als er als "Rambo auf Rollen" mit einer Oma als Zufallsbekanntschaft auf dem Arm durch die Waschstraße düste.
Wahrhaft graziös waren auch die "Elfchen", neun gestandene "Schlumpfinen", die nach einer flotten Choreografie über die Bühne schwebten und sich zwischendurch ein Schnäpschen genehmigten.
Für ihre Verdienste um die Schwarze Elf wurden die Elfchen Liesel Ruch ("Singende Ballerina aus dem zarten Elfental"), Astrid Steinbacher ("Melodische Anmut aus dem Versteck der guten Geister") und Verena Kajnath ("Lumpige Frohnatur aus dem närrischen Buchenbusch") mit dem goldenen Vlies ausgezeichnet.
Für viele Lacher sorgte ein Baby das dem Babysitter kräftig auf die Nerven ging. Das "Baby" war Horst Duhme, der sich seinerseits heftig über die Behandlung durch den Babysitter (Willi Gehrling) beschwerte.
Nach der Melodie "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt" sangen die Isenburger Sängerknaben "Wenn mein Capri mit Tempo 50 die Waldstraß' runterschießt", und ließen sich über die Nöte der Autofahrer in Isenburgs verkehrsberuhigten Zonen aus.
"Eine Boeing wird kommen und uns beglücken", handelte von der Furcht vor der Startbahn Süd. Auch die Schließung des "Gourmettempels" von Fritz Ost war ein gefälliges Thema.
Regina Schmidt ("Redselige Auswanderin vom Jeckenministerium"), Mitglied des Elferrates, bekam für ihren jahrelangen Einsatz für den Verein das goldene Vlies.
Begeisternd wieder die Modern Dance Darbietung "Happy-Station" der Maxigarde, die von Stefanie Hehn und Silke Mickley einstudiert wurde.
Einer der Höhepunkte, wenn nicht der Höhepunkt, war die "Verlassene Braut" von Martina Liedtko: sie hatte 15 Jahre um ‚ihren Theo' geworben und nun hatte der sie vor der Kirche sitzen lassen. Welch eine klasse Präsentation von Martina, die im Brautkleid das Publikum immer wieder zu tosendem Beifall hinriss, vor allem dann wenn sie, des seelischen Schmerzes nicht mehr Herr (Frau?) werdend, sich beim Präsidium nach einem "Schnäpschen" erkundigte.
In ihrer "Millenium Party" ließen die 17 Mitwirkenden der Showgruppe 100 Jahre Schlagergeschichte Revue passieren; vom "kleinen grünen Kaktus" über Elvis bis in die 90er Jahre.
"Immer wieder Mittwochs" kam Wolfgang Paul in Stress, nämlich dann, wenn es Sonderangebote bei Aldi gibt. Ganz in gelbe Plastiktüten gekleidet berichtet ‚der ALDI Kunde' von den Problemen eines Schnäppchenjägers.
Licht aus, gespenstige Geisterstimmung auf dem Friedhof, Elfengleich (nicht Elfchengleich) schwebte Karl-Heinz Wiegand über die Bühne, langsam entstiegen vier Skelettwesen den Gräbern. Ein toller Auftakt des Männerballetts der fortgesetzt wurde durch sechs Vampirwesen, die sehr stark an Dirk Bach erinnerten. Dazwischen ein flirriger "Beetlejuice" (Norbert Engl). Bravo, was Martina Liedtko aus 24 graziösen Männerbeinen in dieser "Geisterstunde" machte, war sehenswert.
Zum Schluss die Garde mit ihrem Schautanz, einem brasilianischen Samba, der soviel Beifall bekam, dass die Mädels den Tanz gleich noch ein zweites Mal präsentieren durften.
Zum Abschluss kamen die Sängerknaben und stimmten mit ihren bekannten, schmissigen Liedern das Publikum zum großen Finale ein, gekrönt vom "Lumpenmontag", in das alle im Saal begeistert einfielen.
Eine gelungene Sitzung war zu Ende. So gelungen, dass wir zur Gemeinschaftssitzung darauf mit 4 Programmpunkten eingeladen wurden (Martina Liedtko, Wolfgang Paul, das Männerballett und der Schautanz der Garde).
Am höchsten Isenburger Feiertag war wieder einmal Lumpenmontagswetter. Es war zwar kalt aber die Sonne schien und die Narren auf den Straßen waren in prächtiger Stimmung. Die Schwarze Elf hatte ihr Bühnenbild auf den Komiteewagen gebracht und fuhr nun unter dem Motto "Schlumpfhause is iwwerall" durch Neu-Isenburg.
Die gute Stimmung hielt auch noch an als am nächsten Abend im Alfred-Delp-Haus das Heringsessen stattfand. Der Saal war wieder proppenvoll, viele bekannte Persönlichkeiten sowie das Prinzenpaar samt Gefolge waren gekommen. Aber sie waren nicht das einzige Prinzenpaar an diesem Abend; aus Dörnigheim war das dortige Prinzenpaar nach Neu-Isenburg gekommen. Sie kamen von unserem befreundeten Verein, der Karnevalsabteilung Blau-Weiß der Freien Turner Dörnigheim. Deren erster Vorsitzender, Rolf Eisenhauer, brachte denn auch einen Vortrag mit, "das Urrumpelche", der viel Anklang fand.
Vorträge brachten auch Pfarrer Norbert Bachus und Jutta Eichler als "Die Frau vom Bau".
Einen klasse Showbeitrag bot die Showgruppe so dass das Alfred-Delp-Haus richtig kochte und die Sängerknaben keine Mühe hatten, das Publikum zum Abschluss auf Tische und Bänke zu bekommen.